Handekzem

Definition

Handekzeme sind sehr häufige Krankheitsbilder, die für die Patienten aufgrund der Lokalisation als besonders störend und belastend empfunden werden.

Oft führt die Kombination verschiedener Faktoren zur Entstehung eines Handekzems:

Exogene Faktoren:

  • irritativ (häufig durch chronischen Kontakt mit Wasser, Reinigungsmitteln und anderen Chemikalien bzw. reizenden Substanzen, z.T. auch durch verstärkte mechanische Belastung)
  • allergen (durch Kontaktallergien nach erfolgter Sensibilisierung, oft auf bereits vorgeschädigter Haut)

Endogene Faktoren:

  • im Rahmen einer atopischen Dermatitis

Hochrisikogruppen sind aufgrund der Exposition gegenüber Chemikalien Friseure, Personen mit Gesundheitsberufen, Reinigungskräfte und Metallarbeiter.

Man unterscheidet ein akutes und eine chronisches Handekzem. Akut (oder subakut) werden Ekzeme genannt, die weniger als drei Monate andauern und nicht öfter als einmal jährlich auftreten. Beim chronischen Handekzem dauern die Hautveränderungen länger als drei Monate an oder rezidivieren mindesten zweimal jährlich.

Anzeige
Anzeige
Symptomatik

Akutes Handekzem:

  • Erytheme, Bläschen oder auch Pusteln
  • besonders an den Fingern und Handflächen

Chronisches Handekzem:

  • Rhagaden und Hyperkeratosen
  • bevorzugt an den Fingern und Handflächen
Anzeige
Untersuchung

Bei der Inspektion der Haut findet man die typischen Hauterscheinungen im Bereich von Fingern und Handflächen. Eine Mitbeteiligung der Füße sollte ausgeschlossen werden.

Labor

Die Diagnose beruht auf der Anamnese und dem typischen klinischen Befund.

Die Anamnese sollte umfassen:

  • Risikofaktoren (Kontakt mit potenziellen Auslösern)
  • Lebensgewohnheiten, Hobbys, berufliche Belastungen
  • atopische Disposition
  • Familienanamnese
  • zeitlicher Verlauf

Zusätzlich sollte vor allem bei chronischem Verlauf ein Epikutantest zum Nachweis möglicher Kontaktallergien erfolgen. Dabei sollte die Auswahl der getesteten Allergene bzw. Testreihen nach der möglichen Exposition erfolgen.

Anzeige
Differenzialdiagnostik

Mögliche Differenzialdiagnosen sind:

  • Psoriasis palmaris bzw. palmoplantaris
  • Mykosen
  • atopisches Ekzem

Pharmakotherapie und nichtinvasive Therapie

Es sollte möglichst eine kausale Therapie angestrebt werden, d.h. eruierte auslösende Faktoren sollten konsequent gemieden werden. Falls eine berufliche Exposition als ursächlich für das Handekzem angesehen wird, sind solche Fälle den zuständigen Behörden zu melden (Hautarztbericht oder ggf. Berufskrankheits-Anzeige in Deutschland).

Außerdem werden geeignete rückfettende und schützende Hautpflegeprodukte empfohlen.

Lokaltherapie:

Topische Kortikosteroide

  • Mittel der ersten Wahl
  • sehr effektiv in der Akuttherapie
  • Anwendung in der Regel einmal täglich
  • Anwendung über mehr als sechs Wochen nur bei strenger Indikationsstellung und ärztlicher Beobachtung (Gefahr der Hautatrophie)
  • evtl. intermittierende Langezeittherapie

Topische Calcineurininhibitoren

  • Tacrolimus und Pimecrolimus
  • insbesondere bei Patienten, die eine Langzeittherapie benötigen (keine Hautatrophie)
  • Off-Label-Use (nur zugelassen beim atopischen Ekzem, wenn topischen Kortikosteroide nicht ausreichend wirken oder nicht vertragen werden)

Phototherapie

  • empfohlen für Erwachsene, wenn trotz topischer Kortikosteroid-Therapie das Ekzem chronisch rezidiviert
  • Langzeitanwendung kann Risiko kutaner Malignome erhöhen

Systemische Therapie:

Alitretinoin

  • zugelassen und empfohlen für die Behandlung des schweren, chronischen Handekzems, das nicht oder nur unzureichend auf topische Kortikosteroide anspricht (Second-Line-Therapie)
  • kontrazeptiver Schutz erforderlich

Systemische Kortikosteroide

  • evtl. als symptomatische Kurzzeittherapie bei schwerem akuten Handekzem oder akuten Schüben eines chronischen Ekzems
  • nicht zur Langzeittherapie

Alternativen, wenn Mittel der ersten und zweiten Wahl nicht ausreichend wirken oder kontraindiziert sind:

  • Ciclosporin (off label)
  • Azathioprin (off label)
  • Methotrexat (off label)
  • Acitretin (vor allem beim hyperkeratotischem Palmarekzem, sichere Kontrazeption, off label)
Mehr zum Thema

Handekzeme sind nicht lebensbedrohlich, dennoch können sie Betroffene stark belasten, unter anderem durch die damit verbundene Stigmatisierung. In…

mehr

Handekzem

Handekzeme haben in letzter Zeit stark zugenommen. Nicht immer liegt es aber am notorischen Händewaschen und -desinfizieren. Auch Pilze oder Psoriasis…

mehr
Prävention

Zur Prävention des Handekzems dient ein sogenanntes Hautschutz-Programm. Dazu gehören:

  • Tragen von Handschuhen bei Feuchtarbeiten (sauber, intakt und auf der Innenseite trocken)
  • Schutzhandschuhe so oft wie nötig und so kurz wie möglich tragen
  • bei Tragedauern > 10 min sollten Baumwollhandschuhe unter den Schutzhandschuhen getragen werden
  • Hände mit lauwarmem, nicht mit heißem Wasser waschen und danach gründlich abspülen und abtrocknen
  • anstatt Händewaschen mit Seife alkoholische Händedesinfektion, wenn die Hände nicht sichtbar verschmutzt sind
  • kein Tragen von Fingerringen bei der Arbeit
  • während des Arbeitstages und besonders zu Arbeitsende und vor dem Zubettgehen Anwendung von Hautpflegemittel (ggf. in Form einer leichteren Lotion während des Tages und eines fetthaltigeren, parfümfreien Hautpflegemittels vor dem Zubettgehen)
  • Hautpflegemittel auf der gesamten Handoberfläche inkl. Interdigitalfalten, Fingerspitzen und Handrücken verteilen
  • Tragen kälteisolierender Handschuhe bei Kälte
Leitlinien

Deutsche Dermatologische Gesellschaft

Leitlinie für die Diagnose, Prävention und Behandlung des Handekzems

Forschung
Mehr zum Thema

Pubertät und Handekzem

Ausschlag, Quaddeln, Juckreiz an den Händen – insbesondere weibliche Teenies sind davon betroffen.

mehr
Abrechnung

Verschenken Sie kein Honorar: Das „Gebühren-Handbuch digital“ ist die ideale Weiterentwicklung der Printausgabe des bekannten „Medical Tribune Gebühren-Handbuchs“ - statt 2000 Buchseiten der schnelle digitale Zugriff.

Was Ihnen die Abrechnung leichter macht:

  • die immer aktuelle Fassung von EBM und GOÄ (Einheitlicher Bewertungsmaßstab und Gebührenordnung für Ärzte)
  • Tipps und Experten-Kommentare zur Honorarabrechnung (EBM/GOÄ), graphisch aufbereitet und leicht verständlich
  • Kommentare von Kollegen lesen und selbst kommentieren
  • persönliche Notizen und Lesezeichen setzen

Zum Gebühren-Handbuch digital »

Fortbildungen

19.04.2024 | 07:30 - 08:15 Online

Frühstücksfortbildung am Freitag 2024

Anaphylaxie - ein Notfall der sich nicht ankündigt

Details Online-Teilnahme Programm
15.11.2024 | 07:30 - 08:15 Online

Frühstücksfortbildung am Freitag 2024

Anaphylaxie - ein Notfall der sich nicht ankündigt

Details Online-Teilnahme
Termin Fortbildung Ort  
19.04.2024 | 07:30 - 08:15

Frühstücksfortbildung am Freitag 2024

Anaphylaxie - ein Notfall der sich nicht ankündigt

Details Online-Teilnahme Programm
Online
1 CME-Punkt
kostenfrei
15.11.2024 | 07:30 - 08:15

Frühstücksfortbildung am Freitag 2024

Anaphylaxie - ein Notfall der sich nicht ankündigt

Details Online-Teilnahme
Online
CME-Punkte beantragt
kostenfrei
Alle Fortbildungen




Diese Informationen dienen ausschließlich der Aus- und Weiterbildung von Angehörigen und Studenten der medizinischen Fachkreise (z.B. Ärzte) und enthalten nur allgemeine Hinweise. Sie dürfen nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden und sind kein Ersatz für eine ärztliche Beratung oder Behandlung. Die jeweiligen Autoren haben die Inhalte nach bestem Wissen gepflegt. Dennoch sollten Sie die Informationen stets kritisch prüfen und mit zusätzlichen Quellen vergleichen. Die Autoren und die Betreiber von medical-tribune.de übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch nicht-kontrollierte Anwendung von Empfehlungen und Inhalten entstehen. Beiträge, die Angaben zum Einsatz und zur Dosierung von Medikamenten machen, sind die persönliche Einschätzung der Autoren. Sie ersetzen nicht die Empfehlungen des Herstellers oder des behandelnden Arztes oder Apothekers.