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Masken ab jetzt jedes Jahr?

Autor: Dr. Frauke Gehring

Masken schützen scheinbar nicht nur vor Coronaviren. Masken schützen scheinbar nicht nur vor Coronaviren. © Polonio Video – stock.adobe.com; MT
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Unser Kolumnistin hat ein kleine Umfrage auf Twitter durchgeführt. Sie scheint nicht die einzige zu sein, die die Vorzüge der Atemmasken schätzt.

Wenn man für ein paar Follower eher intim vor sich hintwittert, hat man keinen Druck, ständig neue Beiträge verfassen zu müssen. Sobald es aber deutlich mehr werden, fühlt man sich veranlasst, jeden Tag einen neuen Gedanken abzuliefern, weil die „Fanbase“ ja immer Neues zum Lesen verdient hat. Meist hat das medizinische Hintergründe, denn automatisch sammeln sich Kol­legInnen, Pflegepersonal und medizinisch Interessierte in der Timeline.

Heute denke ich tief beschämt an den Vortrag, den ich mal auf einer Konferenz über medizinische Digitalisierung hielt, und darin Twitter als überflüssige Zeitverschwendung niedermachte. Heute aber (vielleicht auch, weil mittlerweile 240 Zeichen pro Tweet erlaubt sind) ist es für mich ein unverzichtbares Medium für zeitnahe Information.

Nun dachte ich neulich über ein neues Thema nach – und dabei fiel mir auf, dass weder meine Nase lief noch mein Hals kratzte. Es ist Winter und weder ich noch eine unserer MFA hatte bisher den Hauch einer Erkältung! Wohl war mir aufgefallen, dass auch die Grippewelle bisher ausgefallen war und wir bisher nicht einen einzigen Influenzapatienten in der Praxis hatten. Aber ein paar mit Husten und Schnupfen sehen wir schon jede Woche. Doch die haben offensichtlich keinen von uns angesteckt. Normalerweise schnieft immer eine von uns. Auch ich ärgere mich sonst mit ein bis zwei „Erkältungen“ pro Winter herum.

Da diesen Winter kein Mangel an nasser Kälte herrschte, muss etwas anderes hinter diesem Phänomen stecken. Ist es der „Spuckschutz“ an der Anmeldung? Das würde mich nicht wundern, denn allein das hässliche Wort impliziert, dass meine Mitarbeiterinnen ohne eine solche Vorrichtung dauernd angespuckt würden, wenngleich zum Glück auch nur mit feinen Aerosolen. Aber ich habe einen ganz anderen Verdacht: Es sind die Masken! Und ich frage mich: Warum sollten wir sie nicht ab dem nächsten Herbst auch dann tragen, wenn sie keine Pflicht mehr sein sollten? Klar, sie sind nicht bequem und die PatientIn­nen sehen nur die Hälfte unserer Mimik ...

Ich fragte die Twittergemeinde: „Wie seht ihr das? Sollen wir die Masken beibehalten?“ Die Resonanz war überwältigend: Auf fast 1000 Likes in 24 Stunden kam nur eine kritische Anmerkung („Die Leute möchten nicht von Darth Vader behandelt werden“).

Wer selbst medizinisch tätig ist, bestätigte, dass die Infekte ausge­blieben seien, und schrieb, dass die Maske auch im nächsten Herbst in der Praxis wieder am Start sein werde. Auch PatientInnen äußerten sich einhellig so: „Wir würden gern, wenn wir erkältet sind, den Arzt und die anderen schützen, und wir freuen uns, wenn der Arzt sich und uns ebenso schützt.“ Jemand anderes berichtete, dass seine Hausärztin schon seit jeher medizinische MNS bereithielt und sie den Kranken an der Rezeption aushändigen ließ mit der Bitte, sie in der Praxis zu tragen. Auch Zahnärzte, die sich gar nicht vorstellen können, ohne Schutzausrüstung zu arbeiten (nun, sie kriegen natürlich eine ganze Menge an Flüssigkeiten ab!), äußerten sich ausnahmslos positiv. Viele nannten auch Asien als Beispiel, wo man schon immer in der Öffentlichkeit aus Höflichkeit seine Mitmenschen mit Maske schützt – auf alle Fälle aber, wenn man sich erkältet fühlt.

Ein so überwältigendes Votum hätte ich nicht erwartet, obgleich ich natürlich weiß, dass mir keine Impf- und Coronaskeptiker folgen. Ich fürchte aber, dass die (erhoffte) Leichtigkeit des maskenfreien Daseins im Sommer die guten Vorsätze schnell verblassen lassen wird. Ich wage nicht, auf so viel Rücksichtnahme vonseiten der Mitmenschen zu hoffen, aber ich nehme mir fest vor, weiter mit FFP2-Maske zu arbeiten, wenn die Blätter wieder fallen. Auch, wenn ich meine Lippenstifte dann wieder einmotten muss. Wie sehen Sie das? Schreiben Sie gern bei Twitter an @Doc_Frauke und diskutieren Sie mit!

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