Neue Projekte AIO forciert Erhebung von molekularen und klinischen Daten
Das seit 10 Jahren laufende Register ColoPredict schließt frühe Stadien (I-III) des Kolonkarzinoms ein, bei denen die Rolle von MSI-H und RAS für die Prognose retro- und prospektiv erfasst wird. „Von über 11.000 Erkrankten in mehr als 200 Zentren wurden über 9.500 Proben gewonnen“, berichtete Dr. Celine Lugnier vom Katholischen Klinikum Bochum. Die klinische Forschung des Registers gründet auf drei Säulen: der Versorgungsforschung, der translationalen Forschung und dem Ausbau zur Screeningplattform für interventionelle Studien.
Aus der Versorgungsforschung gibt es neue Real-World-Daten zu jungen Erkrankten < 50 Jahren: Sie weisen fortgeschrittenere lokale Stadien und häufiger muzinöse Subtypen auf, außerdem häufiger linksseitige Tumoren. BRAF-Mutationen waren seltener als bei Älteren.
KRASG12C und KRASG12D treten häufig bei MSS auf
Aus der translationalen Forschung wurden Daten zur automatisierten Detektion des MSI-Status durch Künstliche Intelligenz an Schnitten aus dem ColoPredict-Register veröffentlicht. „Die KI ist in der Lage, damit sehr präzise MSI-H-Situationen innerhalb von 10 Minuten zu erkennen“, berichtete Dr. Lugnier. Außerdem wurden 5048 NGS-Analysen mit einem 71-Gen-Panel durchgeführt; sie ergaben u.a., dass bei frühen Kolonkarzinomen der Anteil therapeutisch adressierbarer KRASG12C-Mutationen an allen KRAS-Mutationen etwa 6 % beträgt. „Wir konnten auch sehen, dass bestimmte KRAS-Subtypen mit hoher Mikrosatelliteninstabilität bzw. -stabilität korrelieren: KRASG12C und KRASG12D treten signifikant häufiger bei MSS auf, die Subytpen KRASG13R und KRASU61K häufiger in MSI-H-Situationen.“
Das Register kooperiert mit einer Reihe von Studien wie ANTONIO, NeoBRAF- und Circulate. Voll rekrutiert hat die ATOMIC-Studie. „Durch das gut vernetzte Register, die Zusammenarbeit mit vielen Kliniken und die Rekrutierung der großen Menge an Erkrankten haben wir die Möglichkeit, geeignete Patient:innen interventionellen Studien zuzuführen. So ermöglichen wir es ihnen, innovative und individualisierte Therapiekonzepte zu erhalten, auch wenn sie nicht an einer Universitätsklinik behandelt werden“, sagte Dr. Lugnier. Klinische Studien, in denen immer kleinere molekulare Subgruppen rekrutiert werden, würden immer schwieriger zu füllen. Eine erfolgreiche Rekrutierung sei nur über Netzwerke und Register möglich. „Hier sehen wir die Stärke unseres Registers und unserer breiten Analysemöglichkeiten.“ Ziel für die Zukunft sei, die Struktur auch im neoadjuvanten Bereich weiter auszubauen.
Ein neues Projekt ist TEAM-D, eine Austauschplattform für wiederkehrende Fragestellungen in molekularen Tumorboards (MTB). „Alle Teilnehmenden erhalten nach der Sitzung ein Protokoll“, erklärte Dr. Ina Pretzell vom Zentrum für personalisierte Medizin Essen. Ebenso stehen tabellarische Übersichten zu den nach der Diskussion erhobenen Therapieentscheidungen zur Verfügung. Die Manuskripte sollen jeweils in kleinen Publikationen veröffentlicht werden. Bisherige Themen umfassten u.a. PIK3CA, PTEN-AKT-mTOR und BRCA. An den Online-Veranstaltungen teilnehmen können alle Interessierten. Das Projekt ist als Fortbildungsveranstaltung durch die Bayerische Landesärztekammer anerkannt. Geplantes Thema der Sitzung am 30.01.2024 ist NF1/2 und MEK1/2.
Quelle:
Lugnier C, Pretzell I. 20. AIO-Herbstkongress; State-of-the-Art-Sitzung “Molekulare und translationale Onkologie“