Mit der Hand und per Computer Aktuelle Empfehlungen für das Brustkrebsscreening

DGIM 2025 Autor: Friederike Klein

Neu ist die Möglichkeit, Künstliche Intelligenz zur zweiten oder dritten Begutachtung einzusetzen. Neu ist die Möglichkeit, Künstliche Intelligenz zur zweiten oder dritten Begutachtung einzusetzen. © Gorodenkoff – stock.adobe.com

Bei der Brustkrebsvorsorge ist einiges in Bewegung. So wurde zum einen die obere Altersgrenze verschoben, zum anderen kommen neue Untersuchungsverfahren und Künstliche Intelligenz zum Einsatz.

Im April veröffentlichte die Kommission Mamma der Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie (AGO) ihre aktuellen Empfehlungen. Nicht nur zur Brustkrebsdiagnose und -therapie, sondern auch bezüglich der Früherkennung bei asymptomatischen Frauen gab es Neuerungen. Basis der anlasslosen Brustkrebsfrüherkennung bei Frauen bleiben auch im Zeitalter der Mammografie die klinische und die Selbstuntersuchung der Brust, betonte Dr. Alicia Hillert von der Universitätsmedizin Mannheim. Bei Frauen ab 30 Jahren sollten einmal jährlich Brust und Lymphabflusswege palpiert werden. Die unterstützende Sonografie ist eine Selbstzahlerleistung – es sei denn, es gibt Auffälligkeiten.

Millionen Frauen zusätzlich zum Screening eingeladen

Das Mammografie-Screening wurde im Juli 2024 ausgeweitet auf Frauen bis zum 75. Geburtstag. Bisher war Standard, Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren alle zwei Jahre einzuladen. Die Hinzunahme der Älteren führt zu 2,5 Millionen zusätzlichen Anspruchsberechtigten alle zwei Jahre, erklärte Dr. Hillert. Das müsse erst mal bewältigt werden. Eigentlich sollten die Einladungsschreiben im Januar starten, in der Breite ausgerollt wird das Screening dieser Altersgruppe aber wohl erst 2026, so die Referentin. Bei über 75-Jährigen kann das Screening je nach Gesundheitszustand erwogen werden, wenn die Lebenserwartung mehr als zehn Jahre beträgt. Erstmals nennt die AGO Kommission Mamma in ihren Empfehlungen auch die Tomosynthese als Option der Screeningbildgebung. Sie ermöglicht durch eine bogenförmige Röntgenröhre eine 3D-Aufnahme, die mit weniger falsch-positiven Ergebnissen einhergeht. Allerdings ist die Strahlenbelastung höher, die Aufnahmen dauern länger, ebenso die Wartezeit wegen der längeren Aufarbeitung. Eine Studie zum Einsatz im Screening wird derzeit durchgeführt.

KI erleichtert die Arbeit und verbessert die Detektionsrate

Bislang sollte das Vorsorgemammogramm von zwei unterschiedlichen Radiologinnen bzw. Radiologen beurteilt werden. Neu ist die Möglichkeit, Künstliche Intelligenz zur zweiten oder dritten Begutachtung einzusetzen. Damit lässt sich eine ähnliche oder sogar bessere Sensitivität als mit zwei Fachpersonen erreichen, erläuterte Dr. Hillert. In der kürzlich veröffentlichten Studie MASAI im Rahmen des nationalen Screeningprogramms in Schweden wurde bei KI-Unterstützung die Zahl der entdeckten invasiven Karzinome gegenüber des Standardverfahrens um 24 % gesteigert, die Zahl der detektierten In-situ-Karzinome sogar um 51 %. Gleichzeitig kam es zu einer Reduktion der Arbeitsbelastung in der Radiologie um 44,2 %. Eine klare Empfehlung für die KI-gestützte Vorsortierung der Fälle mit hoher Karzinomwahrscheinlichkeit und die Priorisierung zur individuellen Risikoeinschätzung für ein personalisiertes Screening gibt es noch nicht.

Die MRT der Mamma wird zur Früherkennung nur bei Patientinnen mit sehr dichtem Brustdrüsengewebe (ACR* C–D) und bei eingeschränkter Auswertbarkeit der Mammografie bzw. Tomosynthese empfohlen. Die Ultraschalluntersuchung kann eine wichtige diagnostische Ergänzung darstellen, z. B. bei unklaren Befunden in der Mammografie, Herdbefunden, dichtem Brustdrüsengewebe insbesondere in jüngerem Lebensalter, Symptomen und erhöhtem familiärem Risiko, ergänzte Dr. Hillert.

* American College of Radiology

Quelle: Kongressbericht - 131. Kongress der DGIM