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Stellungnahme Antworten auf Fragen zur Stammzelltherapie bei Diabetes

Autor: DDG / diabeteszeitung

Über aktuelle Entwicklungen bei der Stammzelltherapie kann auch der/die behandelnde Arzt/Ärztin Auskunft geben. Über aktuelle Entwicklungen bei der Stammzelltherapie kann auch der/die behandelnde Arzt/Ärztin Auskunft geben. © pinkeyes – stock.adobe.com
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Oft fragen Menschen bei Ärzt*innen oder der DDG nach: Können bei Diabetes inzwischen Stammzellen eingesetzt, so die körpereigene Insulinproduktion und -sekretion wiederhergestellt und der Diabetes „geheilt“ werden? In einer gemeinsamen Stellungnahme fassen DDG und DZD den aktuellen Stand zusammen. 

Auch 2023 ist die Stammzell­behandlung für Typ-1-Diabetes noch im Frühstadium der Forschung, jedoch sind in den letzten Jahren einige Fortschritte erzielt worden: 2022 sind erstmals Daten aus klinischen Studien von wenigen Patienten publiziert worden, welche aus Stammzellen generierte insulinproduzierende Zellen, die von den Biotechnologiefirmen ViaCyte und Vertex hergestellt wurden, implantiert bekommen hatten. Bei zwei berichteten Patienten hatte ein Patient 270 Tage nach Transplantation die Zeit der Glukose im Zielbereich von 40 % auf über 99 % erhöhen können. Er konnte die Insulinbehandlung stoppen, musste jedoch immunsuppressive Medikamente einnehmen.

Dennoch zeigt dies, dass die Stammzelltherapie zumindest in klinischen Studien zur Behandlung des Typ-1-Diabetes bei ausgewählten Patienten angekommen ist. Weitere Studien werden derzeit mit verkapselten (ohne Immunsuppression) und unverkapselten (plus Immunsuppression) Stammzelltransplantaten in den USA und in Kanada durchgeführt – europäische Zentren werden voraussichtlich noch 2023 dazukommen. Noch ist nicht abzusehen, ob mit diesen Zellen eine zumindest funktionelle Heilung des Diabetes mit Insulinfreiheit erzielt werden kann, wie lange der Effekt anhält und welche Nebenwirkungen auftreten. 

Die DDG sieht in der Betazell-Ersatztherapie aus differenzierten pluripotenten oder em­bryonalen Stammzellen eine Perspektive für die Therapie des insulinpflichtigen Diabetes mellitus. Die aktuellen Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet insbesondere in den letzten Jahren sind ermutigend und haben das Stadium von klinischen Studien erreicht. 

Noch ist festzustellen, dass sich die Forschung zu stammzellgenerierten insulinproduzierenden Betazellen noch in einem sehr frühen klinischen Stadium befindet und keine zugelassene Behandlungsoption für die Behandlung des Diabetes mellitus darstellt. Dies gilt sowohl für embryonale wie auch für adulte induzierte Stammzellen unter Beachtung der in Deutschland geltenden Rechtsnormen. 
Nach aktuellem Stand der Wissenschaft ist nach Einschätzung der DDG eine Stammzelltherapie des Diabetes mellitus in keiner Form etabliert und die Anwendung von Stammzellen am Menschen zur Diabetesbehandlung sollte derzeit nur im Rahmen kontrollierter klinischer Studien erfolgen. 

Derzeit werden klinische Studien in einem experimentellen Anfangsstadium in den USA und in Kanada durchgeführt, europä­ische Zentren werden dieses Jahr hinzukommen. 

Die DDG warnt ausdrücklich vor Berichten über nicht wissenschaftlich belegte erfolgreiche Behandlungsergebnisse bei Diabetes mellitus unter Verwendung von Stammzellen. Die DDG wird die kommerzielle Bewerbung der Stammzelltherapie des Diabetes mellitus kritisch kommentieren und bei gegebener Notwendigkeit die zuständigen Ärztekammern informieren. 

Die DDG unterstützt die Durchführung qualitativ hochwertiger kontrollierter klinischer Studien zum Einsatz einer Stammzelltherapie bei Diabetes mellitus und wird deren Ergebnisse nach Verfügbarkeit kontinuierlich interpretieren und klinisch einordnen. 

Patient*innen und deren Angehörige, die sich über den gegenwärtigen Stand und die Perspektiven der Stammzelltherapie informieren möchten, sollten dies über ihre betreuenden diabetologisch-geschulten Ärzt*innen tun. Die DDG verfolgt und analysiert alle aktuell laufenden Stammzellstudien und wird darüber informieren, sobald eine effiziente und sichere zellbasierte Behandlungsmethode zur Verfügung steht.

Vollständige Stellungnahme inkl. Ansprechpartner*innen zum Thema: www.ddg.info.de/politik/stellungnahmen

Quelle: Stellungnahme DDG / diabeteszeitung