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DGRh-Kommission Ayurveda findet seinen Platz

DGRh 2023 Autor: Tobias Stolzenberg

Ayurveda kann auch bei Gelenkerkrankungen Anwendung finden. Ayurveda kann auch bei Gelenkerkrankungen Anwendung finden. © Rido – stock.adobe.com
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Ohne Frage mögen die Prinzipien, die hinter der ayurvedischen Medizin stecken, für unser einen esoterisch anmuten. Doch hinter der traditionellen indischen Heilkunst mit ihren Massage- und Reinigungstechniken sowie Ernährungslehren, der spirituellen Yogapraxis und der Pflanzenheilkunde steckt ein Erfahrungswissen, dass über Jahrtausende gereift ist, erläuterte Prof. Dr. Gernot­ Keyßer­, Klinik für Innere Medizin I am Uniklinikum Halle­. 

„Es gibt durchaus wissenschaftliche Evidenz dafür, dass Ayurveda in der Rheumatologie hilfreich sein kann“, so der Referent. Anbetracht der positiven Datenlage hat die DGRh*-Kommission Komplemetäre Heilverfahren und Ernährung entschieden, dass die ayurvedische Medizin bei degenerativen Gelenk­erkrankungen zum Einsatz kommen kann. Voraussetzung ist allerdings, dass der Therapeut über die erforderliche Qualifikation verfügt, betonte Prof. Keyßer­, selbst Mitglied des Gremiums. „Und ayurvedische Medizin lernt man nicht in einem Wochenendkurs. Vielmehr ist das eine profunde Ausbildung, für die man sehr viel Zeit investieren muss.“

Auch für eine Ernährungstherapie, etwa in Form der mediterranen Kost, gibt die Kommission grünes Licht. Die speziellen Ernährungsweisen sollten aber stets supportiv zum Einsatz kommen und keinesfalls eine adäquate medikamentöse Behandlung ersetzen. Die Nahrung sollte pflanzenbasiert sein, Fleisch höchstens einmal pro Woche auf den Tisch kommen. Raffinierte Zucker und gesättigte Fette sind weitestgehend zu meiden, der Anteil an Omega-3-Fettsäuren sollte möglichst groß sein. Der Nutzen einer glutenfreien Kost ist nicht belegt. 

Fasten kann Gelenkschmerzen reduzieren. Das liegt vermutlich auch daran, dass der Fastenstress zu einer endogenen Cortisolausschüttung führt – der Körper sich also selbst mit Steroiden versorgt. Eventuell ist aber auch ein echter antiinflammatorischer Effekt abzuleiten, sagte Prof. Keyßer. Wenn motivierte Patienten über fünf bis zehn Tage heilfasten möchten, sollten sie dabei von methodisch erfahrenen Ärzten begleitet werden. Kontraindiziert ist das Fas­ten bei akuten Krankheitsschüben, florider Gicht sowie bei Untergewicht und Essstörungen.

„Eine Mikrobiomaanalyse empfehlen wir nicht“, so Prof. Keyßer­ weiter. Entsprechende Angebote im Internet oder anderswo halten er und seine Kollegen schlichtweg für unredlich. Auch homöopathische Therapien haben für den Einsatz bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen und degenerativen Gelenk­erkrankungen, bei autoimmunen Systemerkrankungen oder Fibromyalgiesyndrom keine Empfehlung bekommen. Gleiches gilt für die Homöopathie.

Quelle: Deutscher Rheumatologiekongress 2023