Zwischen Blutung und Thrombose Bei Augenoperationen Gerinnungshemmer pausieren?
Die Blutungsrisiken bei Augenoperationen unterscheiden sich je nach Art des Eingriffs deutlich.
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Immer mehr Menschen erreichen ein hohes Lebensalter. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass wegen Herz- oder Gefäßerkrankungen eine Antikoagulation oder eine Plättchenfunktionshemmung erforderlich ist. Beides erhöht das Blutungsrisiko, schreiben Christoph Sucker, COAGUMED Gerinnungszentrum GmbH, Berlin, und Nicola Feltgen, Kantonsspital Basel. Dieser Umstand ist auch bei Eingriffen am Auge relevant.
Allerdings gilt es zu berücksichtigen, um welche Art von Operation es sich handelt.
- Kataraktoperationen und Injektionen in den Glaskörper sind mit einem geringen Blutungsrisiko verbunden.
- Ein mittleres Risiko besteht bei Pars-plana-Vitrektomie ohne diabetische Retinopathie.
- Von einem hohen Risiko ist in der Glaukom- und der Orbitalchirurgie, bei plastischen Eingriffen sowie Vitrektomie bei proliferativer diabetischer Retinopathie auszugehen.
Sofern Patientinnen und Patienten unter antithrombotischer Medikation stehen, ist immer zu überlegen, ob niedriger dosiert werden könnte oder ein Absetzen der Antithrombose möglich ist. Allgemein gilt: Bei geringem Blutungsrisiko können die antithrombotischen Medikamente in der Regel beibehalten werden. Ansonsten kommt es auf die Art der Medikation an sowie auf die Erkrankung und das damit verbundene Thromboserisiko.
Zu den oralen Antikoagulanzien zählen die Vitamin-K-Antagonisten und die NOAK Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban und Edoxaban. Sie werden vor allem bei Vorhofflimmern und zur Therapie bzw. Prophylaxe von Thromboembolien eingesetzt. Besteht ein relevantes Blutungsrisiko, sollten sie vor dem Eingriff abgesetzt werden. Bei Vitamin-K-Antagonisten ist ein INR-Wert von ≤ 1,4 abzuwarten. Bis die Wirkung nachlässt bzw. nach postoperativer Fortsetzung der Medikation wieder einsetzt, dauert es eine Weile. Daher ist bei Patientinnen und Patienten mit hohem thromboembolischen Risiko ein Bridging mit niedermolekularem Heparin zu erwägen. NOAK fluten schneller ab, allerdings werden sie zum Teil über die Niere ausgeschieden, bei Niereninsuffizienz also langsamer. Insbesondere bei Dabigatran ist dies zu beachten.
Weitere antithrombotische Medikamente sind die Plättchenfunktionshemmer ASS sowie Clopidogrel und Prasugrel. Sie werden eingesetzt zur Vorbeugung eines Herzinfarkts bei KHK, Schlaganfall und PAVK. Manche Patientinnen und Patienten erhalten auch orale Antikoagulanzien und Plättchenhemmer, etwa bei Vorhofflimmern und Stent. Plättchenfunktionshemmer können für den Eingriff niedriger dosiert werden. Bei hohem thromboembolischem Risiko, z. B. nach frischem Stent oder kurz nach einer Thromboembolie, sollte man die Medikation aber besser beibehalten und das erhöhte Blutungsrisiko in Kauf nehmen.
In jedem Fall ist die Entscheidung interdisziplinär zwischen augenchirurgischen Kolleginnen und Kollegen und internistisch betreuenden Ärztinnen und Ärzten zu treffen. Zudem sollte auf eine exakte Dokumentation geachtet werden.
Sucker C, Feltgen N. Z Prakt Augenheilkd 2025; 46: 361-364