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Cannabispräparate Bei Tumorschmerzen kein Vorteil gegenüber Opioiden nachweisbar

Autor: Dr. Elke Ruchalla/Tobias Stolzenberg

In der Behandlung von malignombedingten Schmerzen scheinen cannabisbasierte Therapeutika wenig ausrichten zu können. In der Behandlung von malignombedingten Schmerzen scheinen cannabisbasierte Therapeutika wenig ausrichten zu können. © Diana Rui – stock.adobe.com
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Cannabismedizin zur Schmerzlinderung – was ist da dran? Ein Wissenschaftlerteam hat die aktuelle Datenlage zum Einsatz von medizinischem Cannabis und cannabisbasierten Präparaten in der Behandlung von Tumorschmerzen ausgewertet. Die Ergebnisse sind ernüchternd.

Etwa 10–15 % aller Tumorpatienten sprechen nicht auf Opioide zur Schmerzlinderung an. Es besteht daher hoher Bedarf für neue Analgetika. Seit einigen Jahren können Präparate aus medizinischem Cannabis oder cannabisbasierte Arzneimittel zur Schmerztherapie verwendet werden. Autoren des Cochrane-Netzwerks haben untersucht, wie diese Medikamente nach derzeitiger Datenlage bei Tumorschmerzen abschneiden.

Rund 1.800 Teilnehmer wurden ausgewertet

Das Wissenschaftlerteam um Dr. Winfried­ Häuser­ von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Technischen Universität München wertete 14 randomisierte Doppelblindstudien mit zusammen mehr als 1.800 Teilnehmern aus. Alle litten an mäßigen bis schweren, malignombedingten Schmerzen, die meisten trotz Opioidtherapie. Sie erhielten verschiedene Präparate mit medizinischem Cannabis, teils pflanzlicher Herkunft, teils synthetisch hergestellt. Studien zum Einsatz von Cannabis als Kraut oder Blüten gingen nicht in die Cochrane-Auswertung ein.

Die einzelnen Forscherteams hatten unter anderem den schmerzlindernden Effekt des Pflanzenextrakt-Mundsprays Nabiximols, das eine Kombination aus Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) enthält, gegenüber Placebo geprüft. In anderen Gruppen war die Wirkung von natürlichem oder synthetischem THC oder von CBD den Effekten eines Scheinmedikaments gegenübergestellt, teilweise auch mit der von Codein verglichen worden. 

Unterm Strich gaben ebenso viele Patienten nach natürlichen oder synthetisch hergestellten cannabisbasierten Präparaten eine Linderung der Schmerzen an wie nach der Einnahme eines Scheinmedikaments oder nach einem Opioid. Lediglich für synthetisches THC ließ sich ein gewisser Vorteil gegenüber Placebo zeigen, nicht aber im Vergleich zu niedrig dosiertem Codein. CBD schließlich schien bei der Behandlung von moderatem bis starkem Tumorschmerz ohne jeglichen zusätzlichen Nutzen zu sein. Keine Unterschiede fanden sich im Auftreten von schweren Nebenwirkungen oder  bezüglich der Abbruchraten aufgrund von unerwünschten Ereignissen.

Quelle: Häuser W et al. Cochrane Database Syst Rev 2023; 6: CD014915; DOI: 10.1002/14651858.CD014915.pub2