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Bluthochdruck Besser kombinieren, besser senken

Fortbildung , Medizin und Markt Autor: Leoni Burggraf

Eine Monotherapie kommt nur noch bei Grad-1-Hypertonie oder bei Patienten über 80 Jahren infrage. Eine Monotherapie kommt nur noch bei Grad-1-Hypertonie oder bei Patienten über 80 Jahren infrage. © robotcity– stock.adobe.com
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Geht es da­rum, Blutdruckziele zu erreichen, verspricht die Kombination verschiedener Wirkstoffe am ehesten Erfolg. Eine Ein-Tabletten-Strategie stellt sicher, dass die Therapietreue nicht auf der Strecke bleibt.

Nach wie vor ist Bluthochdruck der wichtigste Risikofaktor für vorzeitigen Tod. Allerdings zeigen neuere Untersuchungen, dass eine Blutdrucknormalisierung um jeden Preis nicht immer zum Ziel führt, berichtete Prof. Dr. ­Ralf ­Dechend, ­Charité – Universitätsmedizin ­Berlin und ­HELIOS Klinikum Berlin-­Buch. Er verwies auf Studiendaten, denen zufolge eine Standardmedikation einer intensivierten Hypertonietherapie mit Blick auf Myokardinfarkt, akutes Koronarsyndrom, Schlaganfall, Herzinfarkt und Gesamtmortalität überlegen ist. 

Um die Blutdruckzielwerte zu erreichen, müsse man zu Kompromissen bereit sein, so der Experte. Es sei allgemeiner Konsens, vorrangig Blutdruckwerte < 140 mmHg anzustreben. Dabei plädierte er für ein schrittweises Vorgehen. Zunächst sollte man also Werte < 135/85 mmHg anstreben, dann den Optimalbereich von < 130/80 mmHg anpeilen. Beim systolischen Druck < 120 mmHg reduziert man die Medikamente.
Initial empfahl er eine Zweifach-Kombination bestehend aus:

  • ACE-Hemmer/AT1-Blocker 
  • Kalziumkanalblocker oder Diuretikum

Eine Monotherapie kommt nur noch bei Grad-1-Hypertonie oder bei Patienten über 80 Jahren infrage. Denn Wirkstoffe in Kombination sind erwiesenermaßen deutlich wirksamer als die Dosiserhöhung einzelner Präparate, erklärte der Referent. 

Patienten mit Single Pill deutlich adhärenter

Lässt sich der Zielkorridor von 120–140 mmHg nicht mittels Zweifach-Kombination erreichen, folgt der Wechsel auf eine Dreierkombi aus:

  • ACE-Hemmer/AT1-Blocker
  • Kalziumkanalblocker
  • Diuretikum

Aktuelle Studiendaten zeigen, dass 76 % der Patienten, die mit vier Wirkstoffen behandelt wurden, ihre Zielwerte erreichten, während es mit einem AT1-Blocker allein lediglich 58 % waren. Erweist sich eine Hypertonie als behandlungsresistent, kann die Dreifach-Kombination also mit Spironolacton oder einem anderen Diuretikum, mit einem Alpha- oder einem Beta­blocker ergänzt werden erklärte Prof. ­Dechend.

Je mehr die Betroffenen einnehmen müssen, desto schlechter steht es um die Therapietreue. Eine Analyse von Versichertendaten der AOK PLUS über sieben Jahre hinweg hat ergeben, dass bei Verordnungen einer Einzelpille, die sämtliche der benötigten Wirkstoffe ent­hielt, der Anteil adhärenter Patienten je nach Therapie­regime nach einem Jahr zwischen 69 % und 81 % lag. Dagegen sank die Einnahmetreue auf 49 % bis 21 %, wenn die Betroffenen ihre Wirkstoffe lose kombiniert bekamen. Zudem war mit der Single Pill die Mortalität um 49 % niedriger. Da sich gute Adhärenz letzten Endes auch monetär auszahle, spreche eigentlich alles für die Fixkombinationen, meinte Prof. ­Dechend abschließend.

Bericht: Medical Tribune Fortbildung kompakt/Innere Medizin am 11.06.2022 in Frankfurt, unterstützt von Servier Deutschland GmbH