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Peer-Effekt Beeinflussen Bekanntschaften zwischen Haus- und Fachärzten die Versorgung ihrer Patienten?

Autor: Dr. Sofia Urner

Eine gute Beziehung zwischen Haus- und Facharzt kann die Behandlung des Patienten wohl positiv beeinflussen. Eine gute Beziehung zwischen Haus- und Facharzt kann die Behandlung des Patienten wohl positiv beeinflussen. © fizkes – stock.adobe.com
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Kennen sich Haus- und Facharzt, scheint sich das positiv auf den Patienten auswirken. Viele fühlten sich besser versorgt und schätzten auch die Kompetenz der Spezialisten besser ein.

Der Umgang von Ärzten mit ihren Patienten und deren daraus resultierende Zufriedenheit spielt eine zentrale Rolle beim Therapieerfolg. Wissenschaftler der Harvard Medical School haben untersucht, ob eine Bekanntschaft zwischen Haus- und Facharzt sich positiv auf die fachärztliche Behandlung von Patienten auswirkt.

Untersucht wurden Daten von 8.655 Patienten mit insgesamt 9.920 Facharztbesuchen über einen Zeitraum von knapp vier Jahren. Die Facharztbesuche teilten sich auf 502 Ärzte aus 13 Fachrichtungen auf, wobei am häufigsten Fachärzte der Neurologie, Kardiologie, Orthopädie und Dermatologie vertreten waren.

3,1 % der gesamten Facharztbesuche entfielen auf einen Spezialisten, den der jeweilige Hausarzt aus der gemeinsamen Ausbildung kannte. Diese wurde definiert als eine Überlappung von mindestens einem Jahr in derselben Institution während des Medizinstudiums oder danach (z.B. während der Facharzt­ausbildung). Die Wissenschaftler sahen darin einen Prädiktor für eine Beziehung/eine Bekanntschaft zwischen Haus- und Facharzt, wobei das tatsächliche kollegiale Verhältnis nicht bekannt war.

Um zu untersuchen, welchen Einfluss die gemeinsame Vergangenheit der Ärzte auf die Behandlung der Patienten nimmt, wurden Letztere im Anschluss an die Termine nach ihrer Erfahrung mit der fachärztlichen Versorgung befragt. Der Fragebogen beinhaltete zehn Punkte, die jeweils von sehr schlecht bis sehr gut bewertet werden konnten. Die Forschenden interessierten sich für Themen wie Freundlichkeit des Spezialisten, Verständlichkeit der Erklärungen durch den Facharzt, Dauer des Besuchs oder Wahrscheinlichkeit einer Weiterempfehlung. 

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Die Auswertung ergab, dass bei einer vorhandenen Verbindung zwischen Haus- und Facharzt, die Patienten ihre Facharztbetreuung um 9 Prozentpunkte besser bewerteten, verglichen mit Fachärzten ohne eine derartige Verbindung. Auch die fachliche Leistung schätzten sie besser ein. Die Abweichung vom Median lag etwa im 91. Perzentil. 

Fragenspezifische Analysen ergaben für neun von zehn Fragen durchweg starke positive Assoziationen zwischen der gemeinsamen Ausbildung und den Patientenerfahrungen. Nur hinsichtlich der Instruktionen zur Nachsorge wurde die Bekanntschaft nicht favorisiert.

Bei der Interpretetion der Studienergebnisse muss u.a. die fehlende direkte Messung der Beziehungen berücksichtigt werden. Denn es lässt sich nicht vollständig ausschließen, dass die als gemeinsame Ausbildung definierte Überlappung an derselben Institution eher ein gemeinsames Merkmal statt der Beleg einer exis­tierenden Beziehung ist, schreiben die Autoren. Dennoch deutet die Studie darauf hin, dass eine potenzielle Beziehung zwischen Haus- und Facharzt die Patientenerfahrung verbessern und somit die fachärztliche Behandlung positiv beeinflussen kann. Dies könnte Ärzte in Zukunft anspornen, kollegiale Beziehungen auf- bzw. auszubauen.

Quelle: Pany MJ, McWilliams JM. JAMA Intern Med 2023; DOI: 10.1001/jamainternmed.2022.6007