Anzeige

Corona-Infektionsquelle Krankenhaus – viele Mitarbeiter stecken sich im Dienst an

Autor: Dr. Daniela Erhard

Das hauswirtschaftliche Personal sowie Mitarbeiter der Akut- und Inneren Medizin hatten am häufigsten Antikörper. Das hauswirtschaftliche Personal sowie Mitarbeiter der Akut- und Inneren Medizin hatten am häufigsten Antikörper. © iStock/skynesher
Anzeige

Viele Klinikmitarbeiter stecken sich während ihrer Arbeit mit SARS-CoV-2 an – und das oft, ohne es zu wissen.

Menschen, die im Krankenhaus arbeiten, haben offenbar öfter Antikörper gegen ­SARS-CoV-2 als die Allgemeinbevölkerung. Das hat eine Momentaufnahme britischer Forscher im eigenen Klinikverbund ergeben.

Die Wissenschaftler um Dr. ­Adrian ­Shields vom Universitätsklinikum Birmingham hatten für ihre Querschnittsstudie alle Mitarbeiter eingeladen, die während eines 24-Stunden-Zeitraums am 24. und 25. April 2020 Dienst in den Kliniken der Universität hatten. 545 nahmen die Gelegenheit für einen Coronatest in Form eines Nasen- oder Rachenabstrichs sowie meist auch für eine Blutprobe zum Nachweis von Antikörpern gegen das Virus wahr.

Obwohl keiner der Mitarbeiter zum Untersuchungszeitpunkt Krankheitssymptome aufwies, fiel der Coronatest bei 13 Probanden (2,4 %) positiv aus. Fünf von ihnen entwickelten später Zeichen für ­COVID-19. Fast zehnmal mehr hatten die Infektion bis dahin offenbar schon mehr oder weniger unbemerkt durchgemacht: Bei etwa jedem vierten Probanden (24,4 %) ließen sich entsprechende Antikörper im Blut nachweisen. Dabei war der Anteil seropositiver Proben unter den Mitarbeitern, die sich rückblickend an passende Krankheitszeichen erinnern konnten, mit fast 37 % mehr als doppelt so hoch wie bei Teilnehmern, die zuvor keinerlei Symptome hatten (17 %).

Überdurchschnittlich häufig traten die Antikörper mit einem Anteil an Nachweisen zwischen 35 % und 30 % beim hauswirtschaftlichen Personal sowie in der Akut- und Inneren Medizin auf. Am seltensten schienen dagegen Mitarbeiter in der Intensiv- und Notfallmedizin mit dem Virus in Kontakt gekommen zu sein. Bei ihnen lag die Seroprävalenz nur bei 15 % bzw. 13 % – was die Rate in der Allgemeinbevölkerung, die die Autoren mit 6 % angeben, jedoch noch immer deutlich übersteigt.

Schwarze, Asiaten und Angehörige anderer ethnischer Minderheiten verfügten fast doppelt so häufig über die Antikörper als das Klinikpersonal anderer Abstammung. Dabei war wohl nur die berufliche Exposition von Bedeutung, denn andere Faktoren wie Armut oder das Wohnumfeld schieden als Erklärung für diese Beobachtung aus.

Auf der Intensivstation zu arbeiten schien hingegen vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 zu schützen: Beim Personal dieser Abteilungen lag die Wahrscheinlichkeit für Antikörper im Blut mehr als 70 % unter derjenigen der übrigen Kollegen.

Quelle: Shields A et al. Thorax 2020; DOI: 10.1136/thoraxjnl-2020-215414