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Corona: Kein Virusnachweis im Sperma ehemals Infizierter

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Die Studienergebnisse sprechen nicht für einen testikulären Befall. Die Studienergebnisse sprechen nicht für einen testikulären Befall. © iStock/Christoph Burgstedt
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Ebola- und Zikaviren lassen sich im Sperma von (ehemals) Infizierten nachweisen. Ob auch SARS-CoV-2 in den Hoden eindringen kann, hat ein Forscherteam nun untersucht.

Immer wieder wird befürchtet, das Coronavirus könnte sexuell übertragbar sein – wie Ebola und Zika. Ein internationales Forscherteam untersuchte nun, ob sich die Erreger im Sperma nachweisen lassen. Die Teilnehmer der Studie waren 34 chinesische Männer, die etwa einen Monat zuvor eine leichte bis mittelschwere SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht hatten. In den Spermaproben dieser ehemaligen Patienten war das Virus nicht nachweisbar.

Das macht den Geschlechtsakt mit einem (potenziell) Infizierten aber natürlich nicht sicher, warnen die Autoren in der Pressemitteilung zur Studie. Denn jede Art des engen Kontakts erhöht das Risiko für eine Übertragung.

Testikuläre Infektion beim Menschen eher unwahrscheinlich

Allerdings lässt sich mit diesen Ergebnissen noch nicht völlig ausschließen, dass der Erreger sich im Hoden vermehren und dort langfristige Schäden anrichten kann, räumen die Autoren der Pilotstudie ein. Um dies zu überprüfen, nutzten die Wissenschaftler eine genetische Datenbank von jungen gesunden Organspendern. Sie ermöglichte es ihnen, die mRNA in jeder einzelnen testikulären Zelle zu analysieren. Ziel der Arbeit war es, die Expression zweier Gene (ACE2 und TMPRRSS2) zu erfassen, mit deren Hilfe das Coronavirus in die Zellen gelangt, um sich dort zu vermehren.

Damit das Virus eindringen kann, müssen beide Rezeptoren auf der Zellwand vorhanden sein. Tatsächlich fanden sich diese aber nur in vier der 6500 analysierten Hodenzellen. Deshalb halten die Studienautoren eine testikuläre Infektion beim Menschen für eher unwahrscheinlich. Sie schließen aber nicht aus, dass bei einer schweren Erkrankung mit hoher Viruslast auch die Spermatozoen betroffen sein können. 

Quelle: Pan F et al. Fertil Steril 2020; DOI: 10.1016/j.fertnstert 2020.04.024