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Epidermis Das geht auf keine Männerhaut

Autor: Dr. Andrea Wülker

Männerhaut tickt anders, muss aber auch gepflegt werden. Männerhaut tickt anders, muss aber auch gepflegt werden. © goodluz – stock.adobe.com
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Klar, es gibt verschiedene Hauttypen. Aber dass männliche bzw. weibliche Haut jeweils verschiedene Stärken und Schwächen zeigt, ist erstaunlich und sollte mehr Berücksichtigung finden.

Die Männer-Epidermis ist um bis zu 24 % dicker und weist mehr Talgdrüsen und Oberflächenlipide auf als die von Frauen. Üblicherweise ist Haut bei Männern mit einem stabilen Hydrolipidmantel ausgestattet, verhornt aber stärker, schreibt Prof. Dr. ­Christiane ­Bayerl, Dermatologin an den Helios Dr. Horst ­Schmidt Kliniken Wiesbaden. Der transepidermale Wasserverlust und der pH-Wert sind geringer. 

In der Pubertät entwickeln rund 80 % der Jungen eine seborrhoische Haut oder sogar eine handfeste Akne. Mit Falten muss sich ein Mann dann aber erst später herumschlagen als eine Frau. Dafür sind die Falten tiefer und etwa ab dem 60. Lebensjahr an der Stirn deutlich markanter ausgeprägt. 

Markante Unterschiede rund ums Auge

Weibliche Haut „knittert“ dagegen besonders um die Augen herum stark. Dass das bei Männern nicht so ist, könnte daran liegen, dass ihre Haut im Bereich der Augen besonders gut mit Talg- und Schweißdrüsen versorgt ist und eine höhere Ratio zwischen Gefäßflächen und Bindegewebsflächen aufweist. Außerdem enthält sie mehr Kollagen und verfügt damit über eine bessere Viskoelastizität.

Die Haut wird zumindest bei jüngeren Männern intensiv durchblutet, was aber mit zunehmendem Alter stärker nachlässt als bei Frauen. Andererseits haben Frauen nach körperlicher Anstrengung eine höhere Schwelle für kutane Vasodilatation – vermutlich aufgrund einer aktiven Vasodilatatorantwort. 

Wunden heilen bei Männern schlechter, was vielleicht damit zu tun hat, dass sie zwar mehr Kollagen in der Haut haben, das Eiweiß aber bei Frauen im Verletzungsfall in höherem Umfang nachgebildet wird, schreibt Prof. Bayerl. Hautinfektionen sind bei Männern häufiger als bei Frauen, die ihrerseits unter anderem anfälliger für Haar-, Autoimmun- und allergische Erkrankungen sind, dafür mehr Antioxidanzien in der Haut und prognostisch bessere Chancen auf das Überleben nach Melanom haben.

Interessant sind auch die Erkenntnisse zum Hautmikrobiom. Junge Haut besitzt eine höhere Keimdiversität als alte und bei Männern ist das Keimspektrum von vornherein ­schmaler als bei Frauen. Bedingt durch den Hautkontakt weisen Paare ein zu 86 % vorhersehbar ähnliches Mikrobiomprofil auf.

Welche Pflege braucht Männerhaut?

  • Im Schnitt ist Männerhaut zwar robuster, doch immerhin 40 % der Männer finden, dass ihre Haut empfindlich und hypersensitiv ist; anderen macht trockene Haut zu schaffen. 
  • Trockene Raumluft und Klimaanlagen verschärfen das Problem. Hinzu kommt die mechanische Reizung beim Rasieren und durch Hemdkragen.
  • Viele Männer cremen zwar nicht besonders gerne, dabei sind Natural Moisturizing Factors durchaus sinnvoll. Pflegeprodukte für Männer sollten zudem Inhaltsstoffe oder Partikel enthalten, die mechanische Reibung reduzieren. Ganz wichtig: Das Produkt muss schnell einziehen, darf nicht fetten und auf keinen Fall den Hemdkragen verfärben.

Alkohol und Haustiere beeinflussen Besiedelung

Abgesehen von Geschlecht und Paarkontakt gibt es zusätzliche Faktoren, die das kutane Mikrobiom beeinflussen, z.B. Pflegeprodukte, Alkoholkonsum und auch Haustiere.

Die Unterschiede zwischen weiblicher und männlicher Haut lassen sich nicht von der Hand weisen. Daher fordert Prof. Bayerl, Daten aus klinischen Studien zur menschlichen Haut nach Geschlechtern getrennt auszuwerten. Auf diese Weise könne man mehr über Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausfinden.

Quelle: Bayerl C. Akt Dermatol 2022; 48: 271-274; DOI: 10.1055/a-1844-8977