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Erektile Dysfunktion Erektion auf Knopfdruck: Guter Sex mit Schwellkörperprothese

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Die implantierte Pumpe im Skrotum befördert Flüssigkeit aus dem Reservoir in die künstlichen Schwellkörper. Die implantierte Pumpe im Skrotum befördert Flüssigkeit aus dem Reservoir in die künstlichen Schwellkörper. © Science Photo Library/Zephyr
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Die Impotenzbehandlung mit einer Schwellkörperprothese ist eine drastische Maßnahme, aber erstaunlich beliebt. Mehr als 90 % der operierten Männer und ihre Partnerinnen sind mit ihrem implantatunterstützten Sexleben zufrieden.

Wenn Patienten mit erektiler Dysfunktion auf eine konservative Therapie nicht (mehr) ansprechen, bieten Schwellkörperimplantate eine endgültige Lösung des Problems – unabhängig von der Ursache. Zu den Indikationen zählen auch die Induratio penis plastica mit erektiler Dysfunktion und der länger bestehende Low-Flow-Priapismus (s. Kasten). 

Impotent durch Low-Flow-Priapismus

Beim Low-Flow-Priapismus führt das Versagen der physiologischen Detumeszenz zu einer irreversiblen ischämischen Schädigung, die bereits nach zwölf Stunden beginnt und eine Fibrose auslöst. Eine (vollständige) Erektion gelingt danach meist nicht mehr. Therapeutisch wird heute eine frühelektive Versorgung mit einem Schwellkörperimplantat propagiert.

Penisprothesen gibt es in zwei Varianten – hydraulisch und semirigide. Mit einem biegsamen Implantat kann der Patient seinen Penis selbst in die gewünschte Position ausrichten, eine Volumenänderung ist jedoch nicht möglich. Die Variante eignet sich vor allem für Männer mit eingeschränkter Handgeschicklichkeit oder nach einer Phalloplas­tik, schreiben Dr. Cordelia­ Kaspar­ und Dr. Alexander­ ­Henkel von der Universitätsmedizin Essen. Sie sind leicht zu platzieren, werden aber nur in einer Größe angeboten und müssen nach individuellem Bedarf gekürzt werden. Die mit einem hydraulischen Implantat erreichbare Erektion kommt der natürlichen wesentlich näher. Die Prothesen bestehen meist aus drei Komponenten:
  • Schwellkörperschenkel,
  • Reservoir und
  • Pumpeneinheit.
Die üblicherweise im Skrotum gelagerte Pumpe befördert Flüssigkeit aus dem Reservoir in die „künstlichen Schwellkörper“, sodass sich diese aufrichten und versteifen. Nach dem Verkehr betätigt der Mann den Entlastungsknopf und sorgt für ein Erschlaffen des Penis.

In 6–8 % der Fälle tritt eine Implantatinfektion auf

Vor der Implantation sind einige Regeln zu beachten: So sollte bei kardial erkrankten Patienten geprüft werden, ob diese für einen Sexualverkehr noch ausreichend belastbar sind. Für Diabetiker wird eine gute Einstellung gefordert (HbA1c-Wert < 7,5 %). Etwaige Harn- und Haut­infektionen sind vorab auszuschließen bzw. zu behandeln. Die ausreichende manuelle Geschicklichkeit lässt sich mit einem Pumpenmodell erfassen. Hydraulische Schwellkörperprothesen werden meist über einen penoskrotalen Zugang implantiert. Dieses Verfahren bietet den Vorteil einer sehr geringen Verletzungsgefahr für das Gefäß-Nerven-Bündel und hinterlässt kaum sichtbare Narben an der Raphe scroti. Das Reservoir kann perivesikal oder intraabdominal platziert werden. Nach Voroperation oder Bestrahlung (Prostatakarzinom) bietet die Einlage über eine Inzision im Unterbauch eine sichere Alternative. In den ersten sechs Wochen nach der Implantation sollte das Implantat nicht mechanisch beansprucht werden. Zur Prophylaxe einer Kapselfibrose wird bei hydraulischen Prothesen jedoch eine regelmäßige Aktivierung und Deaktivierung empfohlen. In der Nachsorge ist auf lokale Infektionen, Implantatluxationen, Flüssigkeitsverluste und eine hypermobile Glans zu achten. Zu den gefährlichsten Komplikationen zählt die Implantatinfektion. Sie lässt sich meist nur mit einer Explantation beherrschen und entsteht überwiegend durch eine intraoperative Kontamination. Selbst die heute üblichen antibakteriellen Beschichtungen können nicht verhindern, dass es im Median in 6 % der Fälle zu einer Infektion kommt, in Risikogruppen sogar in mehr als 8 %. Besonders gefährdet sind Dia­betiker, Immunsupprimierte und Rückenmarksverletzte. Auch Reoperationen bergen ein erhöhtes Risiko.

Auf Dauer ist mit Verschleiß zu rechnen

Die hydraulischen Schwellkörperimplantate haben sich im Langzeiteinsatz als sehr zuverlässig erwiesen: Rund 80 % der Geräte funktionieren selbst nach zehn Jahren noch, fast die Hälfte schafft sogar 20 Jahre. In einer retrospektiven Studie mit fast 900 Patienten wurden die verschiedenen Systeme verglichen. Die mit einer hydraulischen Prothese versorgten Paare äußerten eine signifikant höhere Zufriedenheit als die Gruppe mit semirigidem Implantat. Außerdem ließen sich knapp 8 % der Männer mit biegsamem Schwellkörpersatz aufgrund ihrer Enttäuschung doch noch „hydraulisch“ ausstatten, umgekehrt hingegen nur ein Patient (0,2 %). Die Komplikationsraten sind insgesamt gering, resümieren die Autoren. Dennoch muss man auf Dauer mit Verschleißerscheinungen rechnen. Hydraulische Prothesen führen seltener zu einer Perforation als ihre semirigiden Pendants, sind aber anfälliger für Fehlfunktionen.

Quelle: Kaspar C, Henkel A. Urologe 2021; 60: 714-721; DOI: 10.1007/s00120-021-01531-7