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Femurkopfersatz und Hüft-Totalendoprothese schneiden über 24 Monate ähnlich ab

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Muss wirklich gleich das ganze Hüftgelenk ersetzt werden? Muss wirklich gleich das ganze Hüftgelenk ersetzt werden? © iStock/Rike_
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Nach dislozierten Schenkelhalsfrakturen beim älteren Patienten wird gemeinhin zum künstlichen Gelenkersatz geraten. Totalendoprothese oder doch „nur“ Hemiendoprothese – das ist dann die Frage.

Lässt sich einem älteren Patienten mit Schenkelhalsfraktur der Totalersatz des Hüftgelenks ersparen? Reicht eine Hemiprothese womöglich aus? Mit ihrer randomisierten Studie mit fast 1500 Teilnehmern jenseits des 50. Lebensjahres wollte Dr. Mohit­ Bhandari von der McMaster University im kanadischen Hamilton mit seinen Kollegen klären, ob einem der beiden Verfahren der Vorzug zu geben ist. In 80 Zentren weltweit fügten die Orthopäden den Patienten mit dislozierter Schenkelhalsfraktur nach dem Zufallsprinzip entweder eine komplett neue Hüfte ein und ersetzten sowohl Hüftkopf als auch -pfanne oder sie befestigten nur einen neuen Femurkopf. Alle Operierten waren vor der Fraktur noch selbstständig auf den Beinen gewesen.

Totalersatz über zwei Jahre instabiler als Teilprothese

Unabhängig von der Art der Versorgung war in den zwei Jahren nach dem Eingriff in beiden Gruppen bei etwa jedem Zwölften eine erneute Hüft-OP notwendig. Die Autoren fanden auch dann keine Unterschiede bei beiden Verfahren, wenn sie das Alter der Betroffenen, Begleit­erkrankungen oder den präoperativen funktionellen Zustand berücksichtigten.

In beiden Gruppen starben ähnlich viele Patienten. Auch fanden sich in den Scores, die Aktivität, Schmerzen und Lebensqualität nach dem Eingriff bewerteten, keine klinisch relevanten Unterschiede. Allerdings erwies sich die Total­endoprothese als deutlich instabiler als der alleinige Ersatz des Gelenkkopfs (Hazard Ratio 2). Auch traten schwere Komplikationen infolge des Eingriffs mit der TEP etwas häufiger auf als mit der Hemiprothese (42 % vs. 37 %).

Entscheidend sind die Langzeitdaten

Das heißt aber nicht, dass man die Totalendoprothese nun generell ablehnen sollte, schreibt Dr. Jan-Erik Gjertsen von der Universitätsklinik Bergen in seinem Editorial. Für ein abschließendes Urteil müsse man die Langzeitdaten abwarten. Bis dahin, so der Kollege, könne etwas Zurückhaltung beim totalen Gelenkersatz aber nicht schaden.

1. Bhandari M et al. N Engl J Med 2019; 381: 2199-2208; DOI: 10.1056/NEJMoa1906190
2. Gjertsen JE. A.a.O: 2261-2262; DOI: 10.1056/NEJMe1913800