Polio im Blick Gefährden Polioviren in deutschen Abwässern Ungeimpfte?

Autor: Dr. Anja Braunwarth

Und Kinder unter drei Jahren zeichnen für etwa die Hälfte aller Neuinfektionen mit dem Poliovirus verantwortlich. Und Kinder unter drei Jahren zeichnen für etwa die Hälfte aller Neuinfektionen mit dem Poliovirus verantwortlich. © AlexGo - stock.adobe.com

Seit 2002 gilt Europa als poliofrei. Doch in den letzten Monaten häufen sich die Meldungen über schluckimpfstoffabgeleitete Polioviren in deutschen Abwässern, die für Ungeimpfte unter Umständen eine Gefahr darstellen. 

Erkrankungen wurden aber bisher nicht bekannt. Da hierzulande kein Schluckimpfstoff mehr Verwendung findet, geht man davon aus, dass diese Viren importiert sind. Die Behörden mahnen daher zu einer Prüfung des eigenen Impfschutzes.

Probleme könnten vor allem Flüchtlingskinder bekommen – und bereiten. „Sie müssen flüchten, bevor ihre Immunisierung vollständig abgeschlossen ist“, erklärte Prof. Meyding-Lamadé. Und Kinder unter drei Jahren zeichnen für etwa die Hälfte aller Neuinfektionen mit dem Poliovirus verantwortlich.

95 % der Infektionen verlaufen asymptomatisch, 4–8 % der Betroffenen durchleben eine abortive Poliomyelitis mit unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Fieber oder Myalgien. Ihr kann 3 – 7 Tage später eine aseptische Hirnhautentzündung mit Rückenschmerzen, Meningismus und einer Lymphozytose im Liquor folgen. Sie hat laut Prof. Meyding-Lamadé noch eine gute Prognose.

Bei ca. 1 % der Erkrankten kommt es dann aber – häufig nach kurzer Besserung – zu einem paralytischen Verlauf. Er kündigt sich mit starken Schmerzen in Rücken, Nacken und Muskeln an, denen die typischen asymmetrischen, schlaffen Paresen folgen. In diesen Fällen schwankt die Prognose erheblich, manche Betroffene erholen sich fast vollständig, andere behalten schwere Lähmungserscheinungen zurück.