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Post-COVID-Symptome Geringe Belastbarkeit, schlechte Konzentration

Autor: Annette Kanis

Die Symptomcluster Fatigue und neurokognitive Beeinträchtigung haben den stärksten Einfluss auf den selbst berichteten Gesundheitszustand und die Arbeitsfähigkeit der Betroffenen. Die Symptomcluster Fatigue und neurokognitive Beeinträchtigung haben den stärksten Einfluss auf den selbst berichteten Gesundheitszustand und die Arbeitsfähigkeit der Betroffenen. © magele-picture – stock.adobe.com
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Viele Patienten mit einer bestätigten SARS-CoV-2-Infektion leiden noch sechs bis zwölf Monate später an Post-COVID-Symptomen, die sie im Alltag beeinträchtigen. Darauf deutet eine bevölkerungsbasierte Studie aus Baden-Württemberg hin.

Schon länger ist bekannt, dass auch nach einer mild verlaufenden Coronainfektion dauerhaft Beschwerden zurückbleiben können, die den Alltag der Betroffenen mitunter stark beeinträchtigen. Wie eine groß angelegten Studie mehrerer Unikliniken in Baden-Württemberg ergab, sind es zwischen 7 % und 29 % der Patienten mit bestätigter SARS-CoV-2-Infektion, die noch sechs bis zwölf Monate später am Post-COVID-Syndrom leiden.

Fast 12.000 Personen nahmen an Umfrage teil

Der Fragebogen zur EPILOC-Studie (Epidemiology of Long Covid) wurde postalisch an alle Erwachsenen unter 65 Jahren verschickt, deren per PÜCR nachgewiesene Infektion zwischen Oktober 2020 und März 2021 einem Gesundheitsamt in vier geografisch abgegrenzten Regionen in Süddeutschland gemeldet worden war. 11.710 der 50.457 Angeschriebenen (23 %) beantworteten die Fragen, berichten Dr. Raphael Peter von der Universität Ulm und Kollegen. Der Anteil der Frauen lag bei 59 %, das Durchschnittsalter betrug 44 Jahre. Der PCR-Test der Teilnehmer lag beim Ausfüllen des Fragebogens durchschnittlich 8,5 Monate zurück. Drei Viertel hatten während der akuten Infektion keine medizinische Versorgung benötigt.

30 % der Befragten gaben an, dass ihr Gesundheitszustand insgesamt zu „weniger als vier Fünfteln“ wiederhergestellt sei; 27 % schätzten ihre Arbeitskraft geringer als vier Fünftel ein. Unter den so beeinträchtigten Teilnehmern hatten 37 % mindestens eine Beschwerde aus dem Symptomcluster Fatigue (geringe körperliche Belastbarkeit und/oder chronische Erschöpfung), 31 % berichteten von neurokognitiver Beeinträchtigung (Konzentrations- bzw. Gedächtnisschwierigkeiten). Auch Beschwerden im Thoraxbereich wurden von 30 % genannt, etwa Kurzatmigkeit oder Brustschmerzen. Geruchs- und Geschmacksstörungen (24 %), psychische Beschwerden wie Angst und Depression (21 %), Kopfschmerz und Schwindel (20 %) sowie Muskelschmerzen (17 %) waren ebenfalls verbreitet.

Post-COVID-Rate bei mindestens 7 %

Die Symptomcluster Fatigue und neurokognitive Beeinträchtigung hatten dabei den stärksten Einfluss auf den selbst berichteten Gesundheitszustand und die Arbeitsfähigkeit der Betroffenen. 29 % gaben mindestens ein Symptom an, das vor der Erkrankung nicht vorhanden war und das sie im Alltag einschränkte. Wenn man davon ausgehe, dass jene fast 39.000 Personen, die nicht auf den Fragebogen geantwortet haben, komplett remittiert waren, läge die Post-COVID-Rate immerhin noch bei 7 %, so die Forscher.

Quelle: Peter RS et al. BMJ 2022; 379: e071050; DOI: 10.1136/bmj-2022-071050