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Neutrophile Dermatose Juckende Pusteln auf kahler Kopfhaut

Autor: Maria Weiß

Gelbliche Pusteln und punktueller Haarausfall sprechen für eine chronische neutrophile Pustulose. Gelbliche Pusteln und punktueller Haarausfall sprechen für eine chronische neutrophile Pustulose. © Ilia – stock.adobe.com
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Neben androgenetischer Alopezie und Alopecia areata gibt es viele weitere Formen des Haarausfalls. Von einer eher seltenen Variante berichtete Prof. Dr. Annika­ Vogt vom Haarkompetenzforum der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Es handelte sich um einen 19-Jährigen, der seit zwei bis drei Monaten unter juckenden Kopfhautveränderungen mit gelblichen Pusteln und lokalem Haarverlust litt. Einen Pilzbefall hatte man bereits ausgeschlossen, der Abstrich ergab lediglich Staph. aureus ohne Multiresistenz. Das Labor war unauffällig, die topische Behandlung mit Clobetasol und Antibiotikum ohne Effekt geblieben.

Oberflächliche Follikulitis spricht für die Diagnose

In der Mikroskopie zeigte sich dann eine „oberflächliche Follikulitis mit Konfluenz von Haarfollikeln und neutrophilenreichem gemischtzelligem Entzündungsinfiltrat“. Dies sprach am ehesten für eine chronische neutrophile Pustulose der Kopfhaut, so Prof. Vogt. 

Das Krankheitsbild tritt meist bei Männern zwischen 20 und 40 Jahren auf und wird oft erst Jahre später richtig diagnostiziert. Die meisten Patienten haben dann schon eine mehr oder weniger erfolglose antibiotische Vorbehandlung hinter sich. Häufig verschlechtert sich die neutrophile Dermatose nach Traumata oder Kopfhautreizungen. Assoziierte Systemerkrankungen ließen sich bisher nicht finden – es besteht aber eine Assoziation mit Acne vulgaris und seborrhoischem Ekzem. Lokal können Clindamycin, Benzylper­oxid, Octenidin oder topische Kortikosteroide eingesetzt werden, sagte Prof. Vogt. Meist sei aber eine zusätzliche Systemtherapie notwendig z.B. in Form von Doxycyclin (100 mg/d über drei Monate) oder Isotretinoin (10 mg/d über drei Monate, dann Dosisreduktion). Alternativ kann Dapson oder Adalimumab eingesetzt werden. Letzteres brachte auch bei dem jungen Mann die Hauterscheinungen innerhalb von sechs Monaten zum Verschwinden.

Quelle: 52. Tagung der Deutschen Derma­­tolo­gischen Gesellschaft