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Autoimmunität Jüngere Patientenherzen sind besonders gefährdet

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Die Gefahr für Herz und Gefäße stieg mit der Zahl der Autoimmunerkrankungen. Die Gefahr für Herz und Gefäße stieg mit der Zahl der Autoimmunerkrankungen. © abhijith3747 – stock.adobe.com
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Einige autoimmune Erkrankungen erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ganz erheblich. Auffallend häufig davon betroffen sind jüngere Patienten. Ihr kardiovaskuläres Risiko sollte der Arzt also besonders im Blick haben.

Für einige Autoimmunerkrankungen ist schon länger bekannt, dass sie das kardiovaskuläre Risiko erhöhen. Ein belgisch-britisches Team untersuchte nun mittels Datenbankanalyse, für welche der autoimmunen Störungen das besonders gilt und in welchem Ausmaß die fehlgeleitete Körperabwehr Herz und Kreislauf zusetzt.

Eingang in die Studie fanden die Gesundheitsdaten von über 446.000 Personen. Bei ihnen hatte man zwischen 2000 und 2017 eine von 19 Autoimmunerkrankungen festgestellt. Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung und zwölf Monate danach waren sie herz- und kreislaufgesund. Zum Vergleich zogen die Wissenschaftler die Daten von gut 2.100.000 passenden Kontrollpersonen mit voll funktionstüchtigem Immun- und intaktem Herz-Kreislauf-System heran. Nach einem medianen Follow-up von rund sechs Jahren zeigte sich ein klarer Unterschied zwischen den Gruppen: Bei den Patienten mit Autoimmunstörung trat in 15,3 % der Fälle eine kardiovaskuläre Erkrankung auf, bei den Kontrollpersonen waren es nur 11 %. Die Inzidenz lag bei 23,3 vs. 15 Ereignissen pro 1.000 Patientenjahre, was einer Hazard Ratio (HR) von 1,56 entspricht.

Die Gefahr für Herz und Gefäße stieg mit der Zahl der Autoimmunerkrankungen, berichten Dr. Nathalie Conrad von der Universität Löwen und Kollegen: Bei einer einzelnen Diagnose erhöhte sich das Risiko um 41 %, bei zwei autoimmunen Störungen war es schon mehr als verdoppelt (HR 2,6), bei drei und mehr nahezu vervierfacht (HR 3,8).

Systemische Sklerose am stärksten belastend

Große Bedeutung scheint dem Alter zuzukommen: Am häufigsten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen waren Patienten unter 45 Jahren mit autoimmuner Erkrankung (HR 2,3). Im Alter zwischen 55 und 64 Jahren lag die HR bei 1,76, ab 75 Jahren bei 1,3. Die systemische Sklerose zeigte sich besonders häufig mit kardiovaskulären Erkrankungen korreliert (HR 3,6), gefolgt von M. Addison und systemischem Lupus erythematodes (beide HR 2,8) und Typ-1-Diabetes (HR 2,4).

Quelle: Conrad N et al. Lancet 2022; 10354: 733-743; DOI: 10.1016/S0140-6736(22)01349-6