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Induratio penis plastica Krumme Dinger wieder gerade biegen

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Bei der Peyronie-Krankheit bildet sich im Penis Narbengewebe, das ihn bei einer Erektion verformt (meist nach oben). Bei der Peyronie-Krankheit bildet sich im Penis Narbengewebe, das ihn bei einer Erektion verformt (meist nach oben). © SM 1000 – stock.adobe.com; wikimedia/Sporadicuser
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Wenn harte Plaques in den Schwellkörpern des Penis dessen Beweglichkeit vermindern und ihn deformieren, müssen betroffene Männer schlimmstenfalls auf Geschlechtsverkehr komplett verzichten. Die Induratio penis plastica, auch Peyronie-Erkrankung genannt, lässt sich aber behandeln. Die therapeutische Palette ist sogar recht groß.

Eine Induratio penis plastica­ (IPP) manifestiert sich am häufigsten im fünften bis sechsten Lebensjahrzehnt. Sie verläuft in zwei Phasen. Im aktiven entzündlichen Zeitraum, der meist 12 bis 18 Monate anhält, treten penile Schmerzen auf. Es kommt zu einer Verkrümmung und/oder Deformation. Zudem bildet sich eine fibrotische Verhärtung innerhalb der Tunica albuginea, die sogenannte Plaque.

In der stabilen Phase der IPP sind Deviation, Verformung und Induration vollständig ausgeprägt, auch Längenverlust des Penis ist möglich. Der Schmerz verschwindet in etwa 90 % der Fälle, eine spontane Rekonvaleszenz erreichen aber nur wenige Männer. Häufiger kommt es zur Stabilisierung oder Progredienz, schreiben Johannes­ Hinz von der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf und Koautoren. Eine Therapieindikation besteht nur bei Leidensdruck und funktioneller Einschränkung. Die Behandlung kann konservativ, semiinterventionell oder operativ erfolgen.

Erektion bessert sich, Schmerzen gehen zurück

Zunehmend eingesetzt werden PDE-5-Inhibitoren. Studien konnten eine Minderung von Schmerzen und Plaquegröße zeigen, was sich in einer verbesserten Erektion niederschlug. Auch die Progression der Verkrümmung wurde gebremst. In manchen Arbeiten besserte sich die Deviation, wenn die Anwendung in der aktiven Phase erfolgte. Nicht mehr empfohlen wird Kaliumparaaminobenzoat.­ Neuere Untersuchungen fanden keinen Einfluss auf penile Schmerzen, Verkrümmung und Plaque­größe.

Operative Korrektur der Penisverkrümmung

Verfahren, die die Tunica albuginea verkürzen, begradigen den Penis. Das geht allerdings auf Kosten seiner Länge. Sie kommen in Betracht, wenn die Deviation 60 Grad nicht übersteigt, keine komplexe Deformität vorliegt und der Penis eine „adäquate“ Länge aufweist. Allen Techniken gemeinsam sind Begradigungsraten von mehr als 84 %. Etwa 10 % der Patienten entwickeln ein Rezidiv, knapp ebenso viele eine erektile Dysfunktion.

Eingriffe, die die Tunica albuginea nicht verkürzen, werden bei Verkrümmungen über 60 Grad, komplexen Verformungen und unzureichender Penislänge empfohlen. Voraussetzung für die chirurgische Therapie ist eine präoperativ gute Erektion, denn diese kann sich durch den Eingriff verschlechtern.

Eine weitere Option ist die penile Traktionstherapie. Die bei der erektilen Dysfunktion eingesetzten Vakuumpumpen können auch zur Behandlung der Induratio penis ­plastica genutzt werden. Zu dieser Indikation existieren zwar nur wenige Studien. Deren Ergebnisse sprechen aber für eine positive Wirkung auf Penislänge und Deviationsgrad.
Alternativ stehen Penisexpander zur Verfügung. Eine Übersichtsarbeit ergab einen günstigen Effekt auf Verkrümmung und Länge des Penis, was unter Umständen auch die Fähigkeit zum penetrierenden Geschlechtsverkehr wiederherstellt. In einer Studie gelang dies bei 80 % der behandelten Männer. Für einen Erfolg muss der Penisdehner aber mehrere Stunden täglich angelegt werden.

Als semiinterventionelles Verfahren steht die extrakorporale Stoßwellentherapie zur Verfügung. Sie soll die fibrotischen Plaques zerstören bzw. ihren Umbau fördern. Eine aktuelle Metaanalyse konnte jedoch keine Minderung von Schmerz und Deviation ermitteln.

Kollagenase aus Bakterien bessert die Verkrümmung

Auch die Injektion von Pharmaka in die penile Induration wird zur Therapie der IPP eingesetzt. Eine Option ist die beim M. Dupuytren erfolgreich angewendete Kollagenase­ aus Clostridium histolyticum. In einer randomisierten placebokontrollierten Studie verringerte sich die Deviation um 34 % bzw. 17 Grad. Das Medikament muss aber aus dem Ausland bezogen werden. Ähnliche Ergebnisse wurden in einer Meta­analyse mit Interferon alpha­ 2b erzielt. Das Zytokin inhibiert ­Fibroblasten und Kollagenproduktion und stimuliert gleichzeitig die Aktivität des abbauenden Enzyms. Auch Kombinationstherapien werden in der Praxis häufig eingesetzt, eine systematische Übersichtsarbeit konnte jedoch keine Überlegenheit ermitteln.

Voraussetzung für eine operative Lösung ist eine seit mehr als drei bis sechs Monaten bestehende stabile Phase. Außerdem müssen Krümmung und/oder Deviation so stark ausgeprägt sein, dass sie einen befriedigenden Geschlechtsverkehr verhindern oder dieser mit starken Beschwerden verbunden ist. Unterschieden werden Verfahren, die die Tunica albuginea verlängern oder verkürzen, sowie Prothesenimplantationen (s. Kästen).

Prothese für den Penis

Von der Implantation einer Penisprothese profitieren vor allem Patienten mit therapierefraktärer erektiler Dysfunktion. Verkrümmungen bis zu 30 Grad können allein dadurch ausgeglichen werden. Bei stärkerer Deviation werden ergänzende Maßnahmen erforderlich (z.B. manuelles Modelling, Grafting-Techniken).

Bei der Aufklärung des Patienten sollte man auch besprechen, dass jeder operative Eingriff die Sexualfunktion weiter einschränken kann, z.B. durch eine Penisverkürzung, Gefühlsänderung oder eine verschlechterte Erektionsfähigkeit. In seltenen Fällen kann es zu schwerwiegenden Komplikationen wie Glansnekrosen und Harnröhrenverletzungen kommen. Post­operativ scheinen PDE-5-Inhibitoren und peniles Stretching mit einer Vakuumpumpe die Erektionen zu verbessern. Die längerfris­tige medikamentöse Unterdrückung nächtlicher Spontanerektionen ist obsolet. Empfohlen wird eine sexuelle Karenz über vier bis acht Wochen nach dem Eingriff.

Quelle: Hinz J et al. Urologie 2023; 62: 1332-1340; DOI: 10.1007/s00120-023-02213-2