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Manche Ulzera werden durch Staphylokokken oder Treponemata erst ausgelöst

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Zunehmend muss man auch bakteriell induzierte Ulzera infolge einer Syphilis in Betracht ziehen. Zunehmend muss man auch bakteriell induzierte Ulzera infolge einer Syphilis in Betracht ziehen. © iStock/iLexx und wikimedia/Robodoc (CC BY-SA 3.0)
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Es muss nicht immer eine Superinfektion sein, wenn Keime im Ulcus cruris auftauchen. Mitunter sind es auch Bakterien, Pilze, Viren oder Protozoen, die die Geschwüre primär ver­ursachen.

Häufige bakterielle Erreger für die Geschwüre sind Staphylokokken oder Streptokokken. Vor allem geschwächte Patienten – etwa infolge eines Diabetes, Unterernährung, Immunsuppression oder einer HIV-Infektion – entwickeln häufig Ekthymata: wie ausgestanzt wirkende Ulzera am Unterschenkel. Die Vorläufer dieser Läsionen sind oft Pusteln, die zentral ulzerieren, schreiben Dr. Janine Knupfer und ihre Kollegen von der Ruhr-Universität Bochum.

Ulzera infolge einer Syphilis haben deutlich zugenommen

Fußinfekte durch gramnegative Bakterien beginnen dagegen überwiegend in den Zehenzwischenräumen. Auch sie können Ulzerationen auslösen. Sie gehen stets mit einem ausgeprägten Fötor einher. Auch auf dem Boden eines Erysipels kann sich ein Unterschenkelgeschwür entwickeln. Besonders häufig geschieht dies bei den bullösen und hämorrhagischen Manifestationsformen. Therapeutisch empfehlen die Autoren eine topische antiseptische Therapie, silberhaltige Wundauflagen und die Gabe topischer oder systemischer Antibiotika nach Antibiogramm. Zunehmend in Betracht ziehen muss man auch bakteriell induzierte Ulzera infolge einer Syphilis, deren Inzidenz in letzter Zeit deutlich zugenommen hat.

Frauen mit Lipödem anfällig fürs Erythema induratum

Das Erythema induratum gehört zwar zu den nodulären Vaskulitiden. Es entsteht aber indirekt durch Bakterien. Vermutet wird eine hypererge Reaktion auf Mycobacterium tuberculosis. Klinisch kommt es häufig zu schmerzhaften Plaques oder Knoten an den dorsalen Unterschenkeln. Verbunden sind diese mit einer starken Rötung der Umgebung aufgrund einer nekrotisierenden Entzündung kleiner Gefäße bei lobulärer Pannikulitis. Besonders gefährdet sind Frauen mit Lip­ödem. Zudem besteht eine Neigung zu Akrozyanose und funktioneller Livedo reticularis.

Auch das in tropischen Regio­nen verbreitete Buruli-Ulkus wird durch Mykobakterien verursacht. Als Überträger fungieren Insekten, die in Gewässern und Sumpfgebieten leben. Die Infektion führt typischerweise zu einem tief reichenden großflächigen Geschwür.

Infektionen mit Pilzen oder Viren lösen zwar nur selten ein Ulcus cruris aus, aber für immunsupprimierte Patienten (z.B. HIV) haben sie durchaus eine Bedeutung. Unter den Mykosen dominieren Kryptokokkosen, Blastomykosen, Histoplasmosen und Sporotrichosen, aufseiten der Viren sind es nekrotisierende Herpesinfektionen. Die häufigste Protozoonose mit Hautulzera ist die von Sandmücken übertragene Leish­maniose.

Quelle Text: Knupfer J, Stücker M, Reich-Schupke S: „Differenzialdiagnosen von Ulzerationen an Bein und Fuß“, Akt Dermatol 2018; 44: 164-179, DOI 10.1055/a-0588-9036 © Georg Thieme Verlag, Stuttgart