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Vasoaktive Therapie Mehr Durchblutung, weniger Krebs

Autor: Dr. Sonja Kempinski

Frostbeulen an den Zehen einer Patientin mit Raynaud-Syndrom.
Frostbeulen an den Zehen einer Patientin mit Raynaud-Syndrom. © Science Photo Library
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Prostaglandine bessern bei SSc-Patienten nicht nur Hautbefunde, Raynaud-Symptomatik und pulmonale arterielle Hypertonie. Sie senken zudem das Malignomrisiko der Patienten.

Für die vasoaktive Therapie bei Patienten mit systemischer Sklerose (SSc) werden in komplizierten Fällen u.a. Prostazykline i.v. empfohlen. Eine italienische retro­spektive Beob­achtungsstudie konnte zeigen, dass SSc-Patienten davon mehrfach profitieren, berichtete Prof. Dr. ­Gabriela ­Riemekasten­, Klinik für Rheumatologie und klinische Immunologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.

Wirksamkeit steigt mit der Therapiedauer

68 Betroffene erhielten mittels tragbarer Spritzenpumpe fünf- bis sechsmal pro Monat Iloprost (0,5-2,0 ng/kgKG/min). Nach einem mittleren Follow-up von zehn Jahren waren bei allen nicht nur Schwere­grad und Häufigkeit der Raynaud-Symptomatik reduziert. Es sanken auch der pulmonale arterielle Druck von im Mittel 30,9 mmHg auf 27,4 mHg und der pBNP-Wert von 97,2 pg/ml auf 66,6 pg/ml. Zusätzlich erholte sich die Haut deutlich, bei 57 Patienten besserte sich der Rodnan Skin Score signifikant. Die Ergebnisse der Studie decken sich mit den klinischen Erfahrungen von Prof. Riemekasten.

Iloprost ist umso wirksamer, je länger es verabreicht wird. Das unterstreicht eine französische Beob­achtungsstudie an 41 SSc-Patienten mit aktiven digitalen Ulzerationen. Bei den Teilnehmern, die länger als fünf Tage Iloprost i.v. erhielten, heilten diese schneller ab als bei denjenigen, die das Prostaglandin nur bis zu fünf Tage lang bekamen. Eine vollständige Abheilung der Ulzerationen an Tag 90 wiesen signifikant mehr Patienten mit ≥ 5 Behandlungstagen auf (51 % vs. 37 %). Eine lange Therapie mit Iloprost wirkt demnach besser, betonte Prof. Riemekasten. Nur passt eine Therapiedauer von mehr als fünf Tagen nicht in das auf niedrige Verweildauer ausgelegte deutsche Gesundheitssystem. Vor den Sparzwängen durch DRG wurde laut Prof. Riemekasten das Prostazyklin teilweise drei Wochen lang verabreicht – was womöglich die höchste Wirksamkeit zeige.

Einen weiteren spannenden Aspekt der vasoaktiven Therapie ergab die Analyse eines spanischen Registers. Anhand der Daten von knapp 2.000 SSc-Patienten (206 mit Krebserkrankung) errechneten Forscher, welche Faktoren auf die Malignomentwicklung Einfluss nehmen. Vasoaktive Therapien wie PDE-5-Inhibitoren, Endothelin-Antagonisten und Prostaglandine halbierten das Malignomrisiko. Ebenfalls mit einem geringeren Auftreten von Krebs assoziiert war die Einnahme von PPI und ASS.

Seminarbericht: 18. Rheumatologie-Update-Seminar