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Zufallsbefund Mehr Stein als Pein

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Bei der klinischen Untersuchung ertasteten die behandelnden Zahnärzte einen etwa zwei Zentimeter großen, harten, nicht druckdolenten und verschieblichen Tumor im rechten Mundboden. Bei der klinischen Untersuchung ertasteten die behandelnden Zahnärzte einen etwa zwei Zentimeter großen, harten, nicht druckdolenten und verschieblichen Tumor im rechten Mundboden. © adragan- stock.adobe.com
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Da staunten die Kollegen aus der Zahnmedizin nicht schlecht: Ursprünglich wollten sie nur den Abdruck für eine neue Zahnprothese nehmen. Doch dann förderten sie einen ungewöhnlich großen Sialolithen zutage.

Dass selbst ein großer Speichelstein asymptomatisch und lange unentdeckt bleiben kann, zeigt der Fall eines 72-jährigen Mannes. Er war im Sommer 2021 aufgrund von Verletzungen, die er sich bei der verheerenden Flut im Ahrtal zugezogen hatte, stationär im Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz versorgt worden.

Zwei Zentimeter großer, harter Tumor ertastbar

Da ihm bei der Katastrophe der Zahnersatz aus Totalprothesen im Ober- und Unterkiefer abhanden gekommen war, wurde der Mann auch in der Spezialambulanz Oralchirurgie und Implantologie des Krankenhauses vorstellig, wo er um die Herstellung eines neuen Zahnersatzes bat.

Bei der klinischen Untersuchung ertasteten die behandelnden Zahnärzte einen etwa zwei Zentimeter großen, harten, nicht druckdolenten und verschieblichen Tumor im rechten Mundboden. Hinweise auf eine entzündliche Veränderung der Mundschleimhaut in diesem Bereich fanden sie nicht, der Ausführgang der Glandula submandibularis ließ sich bis zur Schwellung ohne Widerstand sondieren. Druck auf die Speicheldrüse führte zur Freisetzung von Speichel.

Die Röntgenaufnahme zeigte eine ca. 27 x 15 mm große, hyperdense ovale Struktur in Projektion über dem rechten Unterkiefer, was zusammen mit den Ergebnissen der klinischen Untersuchung die Diagnose eines großen Sialolithen im Ductus submandibularis nahelegte. Trotz der Größe bestand überraschenderweise keine klinisch relevante Beeinträchtigung des Speichelabflusses, berichten Dr. ­Paul ­Marciak und Dr. ­Gabor Boros. Erst auf näheres Nachfragen gab der Patient an, vor einiger Zeit einmalig kurz Schmerzen im betreffenden Bereich verspürt zu haben.

Um einer vollständigen Verlegung des Ductus und dem Risiko einer Sialoadenitis der Glandula submandibularis und sublingualis zu begegnen, wurde der Stein noch während des Klinikaufenthaltes des Patienten unter Lokalanästhesie entfernt. Anschließend erfolgte eine Marsupialisation des Ductus und die Schaffung einer neuen Gangmündung im Bereich des Mundbodens.

Nach zehn Tagen konnte der Patient entlassen werden

Bereits am ersten Tag nach der Operation ließ sich durch Druck auf die Glandula submandibularis Speichel über die neue Gangmündung freisetzen. Am zehnten Tag wurde die Naht entfernt und der Patient samt neu gefertigter Zahnprothese für Ober- und Unterkiefer aus der Klinik entlassen­.

Quelle: Marciak P, Boros G. Wehrmedizinische Monatsschrift 2022; 66: 245-248;  DOI: 10.48701/opus4-20