Mit Blots auf Myositissuche Myositis: Was kann die immunchemische Diagnostik leisten – und was nicht?
Myositisspezifische Antikörper lassen sich mit standardisierten Blots inzwischen gut nachweisen
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Für die Bestimmung myositisspezifischer oder -assoziierter Antikörper (MSA) gibt es inzwischen eine ganze Reihe verschiedener Verfahren. Der Immunfluoreszenztest (IFT) auf antinukleäre Antikörper dient dabei eher dem Screening, also der Frage „liegt etwas vor oder nicht“, erklärte Dr. Marie-Therese Holzer vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Wesentlich genauer geht es mit dem Myositisblot, der als klinischer Standard gilt und je nach Variante 16 oder 20 Antigene aufweist. Wichtig zu wissen: Weil in den üblichen Blots das HMG-CoA-Antigen fehlt, ist dafür zusätzlich ein spezifischer ELISA erforderlich.
Wissenschaftlicher Goldstandard mit hoher Sensitivität und Spezifität für MSA ist die Immunpräzipitation, die allerdings kommerziell nicht gut verfügbar ist, erklärte Dr. Holzer. Weitere Methoden wie z. B. die kombinierte Massenspektrometrie befinden sich in der Testung.
Negative ANA schließen Myositis nicht aus
Die Güte der Tests ist unterschiedlich. So lassen sich die Antikörper bei Myositiden nicht immer in der Immunfluoreszenz erkennen. Insbesondere ist dies bei zytoplasmatischen Antikörpern der Fall. „Negative ANA schließen deshalb eine Myositis nicht aus“, betonte die Referentin.
Der Myositisblot ist eine gute Möglichkeit, viele Antikörper auf einmal zu testen. Aber auch hier gibt es Stolpersteine, wie ein Vergleich zwischen Blot und Immunpräzipitation bei 149 Patientinnen und Patienten mit idiopathischer inflammatorischer Myopathie demonstrierte. In 40 % der Fälle waren die Ergebnisse nicht kongruent. Die niedrigste Übereinstimmung lag bei Ku, Mi2 und TIF1g vor. Gut deckten sich dagegen die Resultate bei den Synthetaseantikörpern Jo1, PL7 und PL12.
Ein Myositisblot kann in zwei Richtungen in die Irre führen, führte die Expertin weiter aus. Bei der Analyse von über 450 Seren gab es 16 % falsch-positive Ergebnisse. Dazu kam es insbesondere in folgenden Fällen:
- niedriger Titer
- Anti-PM/Scl-75 alleine positiv (statt 75/100)
- mehrere Antikörper zeitgleich positiv
- widersprüchliches ANA-Muster
Falsch-negative Befunde sind ebenso möglich. Sie traten in der genannten Untersuchung bei knapp 14 % der Seren der tatsächlich an Myositis Erkrankten auf. Insbesondere war dies der Fall bei OJ und TIF1g. Erschreckend ist laut Dr. Holzer das falsch-negative Ergebnis von TIF1g, weil dieser Autoantikörper eine hohe Relevanz im Tumorscreening bei Myositispatientinnen und -patienten besitzt.
Höhere Cut-off-Werte führen zu geringerer Sensitivität
Einer britischen Studie zufolge lassen sich falsch-positive Ergebnisse vermeiden, indem man einen höheren Cut-off als vom Hersteller angegeben wählt. Zudem stimmte das ANA-Muster bei den höher angesetzten Grenzwerten deutlich besser überein, berichtete die Referentin. Gleichzeitig warnte sie, dass ein solches Vorgehen mit einer niedrigeren Sensitivität einhergeht.
Positive Myositisblots können im klinischen Alltag durchaus Verwirrung stiften. Dr. Holzer schilderte den Fall einer Patientin, die mit schon lange bestehenden Muskelschmerzen und Abgeschlagenheit sowie hohem CRP in die Klinik überwiesen worden war. Mit Verdacht auf Myositis wurde ein Blot gemacht, wobei gleich mehrere Marker rot aufploppten. „Bei einem solch diversen Blot muss man noch mal rechts und links schauen“, betonte Dr. Holzer. In der Tat fanden sich letztlich Listerien in der Blutkultur. Dass Infektionen Autoimmunphänomene triggern, kennt man spätestens seit der Coronapandemie aus der Praxis, erinnerte die Kollegin – zu diesen Phänomenen gehört auch ein massiver Ausschlag im Myositisblot.
Quelle: Kongressbericht Deutscher Rheumatologiekongress 2025