Bewegungsempfehlungen GI-Tumoren: Gute Gewohnheiten zahlen sich aus

Autor: Lara Sommer

Regelmäßige Bewegung beugt Verdauungstraktkrebs vor.

Regelmäßige Bewegung beugt Verdauungstraktkrebs vor. © Rido – stock.adobe.com

Wer sich über drei Jahrzehnte hinweg regelmäßig bewegt, beugt Krebserkrankungen des Verdauungstraktes vor. Dabei scheint Konsistenz wichtiger als ein möglichst hohes Wochenpensum.

Bewegung verbessert Gewichtskontrolle und Insulinsensitivität, verringert die Entzündungsaktivität und regt die Darmmotilität an – alles Mechanismen, die Tumoren im Verdauungstrakt entgegenwirken können. Wissenschaftler:innen um Dr. Yiwen Zhang, Harvard T. H. Chan School of Public Health, Boston, wollten nun herausfinden, ob es genügt, die offiziellen Empfehlungen zur körperlichen Aktivität konsistent zu befolgen, oder ob dieser Schwellenwert zu niedrig für die Krebsprävention liegt.

In die Auswertung gingen 231.067 Personen aus drei prospektiven Kohortenstudien ein, die bis zu 32 Jahre nachbeobachtet wurden, median 43 Jahre alt und zu Beginn frei von Tumoren und kardiovaskulären Erkrankungen waren. Insgesamt gab es unter ihnen während des Follow-ups 6.538 gastrointestinale Krebsdiagnosen und 3.791 dadurch bedingte Todesfälle.

Was empfehlen die Leitlinien?

Die Amerikanische Krebsgesellschaft empfiehlt 7,5–15 metabolische Stundenäquivalente pro Woche. Das entspricht 150–300 Minuten moderater oder 75–150 Minuten intensiver körperlicher Aktivität.1

Zum Vergleich: Die Empfehlungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) für Erwachsene2 lauten ähnlich: 

  • mindestens 150 Minuten/Woche ausdauerorientierte Bewegung mit moderater Intensität (z. B. 5 x 30 Minuten/Woche) oder
  • mindestens 75 Minuten/Woche ausdauerorientierte Bewegung mit höherer Intensität oder
  • ausdauerorientierte Bewegung in entsprechenden Kombinationen beider Intensitäten
    Erwachsene sollten zusätzlich muskelkräftigende körperliche Aktivitäten an mindestens zwei Tagen pro Woche durchführen.

Quellen:
1. Zhang Y et al. JAMA Oncol 2025; DOI: 10.1001/jamaoncol.2025.4185
2. www.bundesgesundheitsministerium.de

Eine selbstberichtete hohe körperliche Aktivität korrelierte sowohl mit einem geringeren Erkrankungsrisiko für gastrointestinale Tumoren als auch einer geringeren Mortalität durch diese. Die Inzidenz lag bei ≥ 45 metabolischen Stundenäquivalenten (MET-hours)/Woche gegenüber den inaktivsten Teilnehmenden (< 3 MET-hours/Woche) um 17 % niedriger, die Todesfälle sogar um 28 %. Dies blieb nach Adjustierung für den BMI signifikant und galt sowohl für den Verdauungstrakt selbst (HR 0,85) als auch für assoziierte Organe (Leber, Gallenwege, Pankreas; HR 0,73). Auf dieser Basis ermittelten die Forschenden ein Optimum von etwa 50 MET-hours pro Woche.

Langfristige Konsistenz zählt offenbar am meisten

Es bot sich ein differenzierteres Bild, wenn das Team zusätzlich die Konsistenz über die Befragungen hinweg einbezog. Hier hatten die Personen, die über den gesamten Zeitraum hinweg die Mindestempfehlungen der Leitlinien einhielten, das geringste gastrointestinale Krebsrisiko (HR 0,83; 95%-KI 0,75–0,90). Diese Gruppe erreichte median 16,9 MET-hours/Woche. Eine weitere Steigerung der Aktivität schien die Rate nicht zusätzlich zu senken. Ganz im Gegenteil: Teilnehmende, die zwar eine hohe Aktivität angaben (median 30,7 MET-hours/Woche), dabei aber nicht konsistent blieben, zeigten überhaupt keine statistisch signifikante Reduktion gastrointestinaler Tumorerkrankungen (HR 0,91; 95%-KI 0,69–1,20).

Dr. Zhang und Kolleg:innen schlussfolgern, dass es zum optimalen Schutz vor Malignomen des GI-Traktes ausreicht, eine moderate körperliche Aktivität von median 17 MET-hours/Woche über drei Jahrzehnte hinweg aufrechtzuerhalten. Das seien wöchentlich beispielsweise fünf Stunden strammes Gehen oder zwei Stunden Rennen.

Quelle:
Zhang Y et al. JAMA Oncol 2025; DOI: 10.1001/jamaoncol.2025.4185