Atopische Dermatitis Notwendigkeit einer Verordnung bei Säuglingen gut prüfen!

Autor: Dr. Anna-Lena Krause

Der beobachtete Zusammenhang sei zwar kein Kausalitätsbeweis, aber ein Trend, der durch zahlreiche Untersuchungen erhärtet werde. Der beobachtete Zusammenhang sei zwar kein Kausalitätsbeweis, aber ein Trend, der durch zahlreiche Untersuchungen erhärtet werde. © New Africa - stock.adobe.com

„Wer das Pech hat, als Neugeborenes mit Antibiotika behandelt werden zu müssen, hat ein etwa 50 % erhöhtes Risiko, an einer atopischen Dermatitis zu erkranken“, berichtete Prof. Dr. Peter Höger vom Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg.

Das zeigen die Ergebnisse einer longitudinalen Geburtskohortenstudie aus Finnland mit mehr als 11.000 Neugeborenen. Auch, wer in den ersten sechs Lebensmonaten antibiotisch behandelt wurde, hat eine erhöhte Manifestationswahrscheinlichkeit für die Hauterkrankung. Eine ähnliche Studie aus Kanada mit knapp 3.500 Kindern ergab, dass das Risiko bei einer Antibiose im ersten Lebensjahr nahezu verdoppelt war. 

Neben der atopischen Dermatitis erhöht die Einnahme von Antibiotika bei unter Zweijährigen auch die Wahrscheinlichkeit, eine Psoriasis oder Vitiligo zu entwickeln. Dies wurde im Rahmen einer Studie aus Korea mit mehr als 4 Millionen Säuglingen festgestellt. „Allen drei Dermatosen gemein ist die idiopathische Inflammation. Es gibt also eine Entzündung, ohne dass dafür eigentlich ein Anlass besteht“, erklärte Prof. Höger. Der beobachtete Zusammenhang sei zwar kein Kausalitätsbeweis, aber ein Trend, der durch zahlreiche Untersuchungen erhärtet werde.

Antibiotika stören nicht nur die intestinale, sondern auch die kutane Flora. Nach der Behandlung nehmen Bifidobakterien im Darm ab, während sich Tyzzerella vermehren. In der Folge werden weniger protektive, entzündungshemmende Fettsäuren gebildet. Eine Dysbiose im Darm kann die Hautmanifestation beeinflussen und umgekehrt. Die kutane Invasion von Bakterien wiederum fördert auch die intestinale Inflammation.

„Das heißt natürlich nicht, dass wir die nächste Sepsis oder Meningitis nicht antibiotisch behandeln sollen“, betonte der Referent. Erfreulicherweise würde insgesamt die Häufigkeit der Antibiotikaverordnungen sinken, und dies sei ein Trend, der unbedingt fortgesetzt werden müsse. Man solle sparen, wo immer es möglich sei. Und zwar insbesondere bei Säuglingen.

Quelle: 18. Pädiatrie-Update-Seminar