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Nur sechs gute Monate: Lebensqualität sinkt bei Darmkrebs rasant

Autor: Friederike Klein

Die funktionellen Defizite setzen häufig sechs Monate nach der Diagnosestellung  ein. Die funktionellen Defizite setzen häufig sechs Monate nach der Diagnosestellung ein. © iStock/peterschreiber.media
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Nur sechs Monate bleiben Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom – dann sinkt ihre Lebensqualität. Ein Kollege fordert deshalb, den Beschwerden ausreichend Beachtung zu schenken und die Lebensqualität Betroffener so weit wie möglich zu erhalten.

Auf das erste halbe Jahr nach der Diagnose kommt es an, dann schwindet die Lebensqualität der Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom (mCRC) häufig, berichtete Dr. Norbert­ Marschner, niedergelassener Hämatoonkologe aus Freiburg im Breisgau. Er hatte mit Kollegen Daten aus dem klinischen Tumorregister Kolorektales Karzinom (TKK) hinsichtlich der Lebensqualität und des Überlebens ausgewertet. Das TKK umfasst seit 2006 prospektiv und multizentrisch qualitätsgesicherte Beobachtungsdaten der adjuvanten und palliativen Behandlung von bislang 7 000 Patienten mit fortgeschrittenem/metastasiertem Darmkrebs. Patienten werden auch hinsichtlich ihres Lebens mit Darmkrebs befragt.

Als erstes kommen funktionelle Defizite

Nach den ersten zehn Monaten fällt die Gesamtlebensqualität klinisch relevant ab, in einzelnen Lebensqualitätsbereichen ist das jedoch bereits sechs Monate (funktionell) bis acht Monate (physisch) nach Diagnosestellung der Fall. „Diese Monate sind die beste Zeit, die die Patienten im Leben noch haben“, sagte Marschner und betonte: „Wir sollten als Onkologen in dieser Zeit eine vernünftige Lebensqualität gewährleisten.“

Zu Behandlungsbeginn dominieren tumorbezogene Beschwerden wie Dyspnoe, Schmerzen, Appetitlosigkeit, aber auch Allgemeinsymptome wie Fatigue und Schlaflosigkeit. Im Verlauf verschlechtern sie sich und bedingen den Abfall der globalen Lebensqualität. Deshalb sollten sie bei der onkologischen Versorgung besonders beachtet werden.

Er hatte mit seinen Kollegen auch den KRAS-Status analysiert und die Überlebensrate mit den Daten aus klinischen Studien verglichen. Die Patienten im Register sind unabhängig von KRAS-Mutationen etwa fünf bis sechs Jahre älter und weisen zu ca. 70 % relevante Begleiterkrankungen auf, die in den Studien weitestgehend ausgeschlossen wurden. Die gute Nachricht: Dennoch lebten die Erkrankten mit median 25 Monaten (KRAS-Wildtyp) und 22 Monaten (KRAS-Mutation) ähnlich lang wie Studienteilnehmer.

Kongressbericht: Uhlig J et al. DGHO Jahrestagung 2020 virtuell, Abstract 182