
Klimakterium Östrogenrückgang erhöht das Risiko für okuläre Beschwerde

Die Wechseljahre bringen Veränderungen an verschiedenen Organsystemen mit sich. Davon sind einige präsenter als andere, auch gibt es große individuelle Unterschiede. Eher vernachlässigt werden die hormonellen Auswirkungen auf die Augengesundheit. Ein Team um Anika Haustein von der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena hat die wichtigsten Veränderungen am Auge und deren Behandlungsoption durch eine Hormonersatztherapie (HET) zusammengefasst (s. Tabelle).
So sind etwa trockene Augen ein häufiges Problem. Diese Trockenheit wird oft als Brennen oder als Fremdkörpergefühl empfunden. Verstärkt werden die Beschwerden durch einen Rückgang von Tränenproduktion und -qualität. Ursächlich hierfür ist der Östrogenrückgang während des Klimakteriums. Überraschenderweise führt eine Hormonersatztherapie mit Östrogen laut Studien jedoch zu einer Verschlechterung der Symptome – während eine kombinierte HET mit Östrogen und Progesteron einen protektiven Effekt hat.
Auch die Produktion von Östradiol und Testosteron verringert sich im Zuge der Wechseljahre. Diese hormonelle Veränderung beeinflusst die Durchblutung des Auges und steht im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Katarakte und Glaukome. Eine schon bald nach Beginn der Beschwerden einsetzende Hormonersatztherapie könnte das Glaukomrisiko senken. Fachleute sind sich aber nicht einig, wie sich diese Behandlung auf die Entstehung von Katarakten auswirkt.
Auswirkung einer Hormonersatztherapie auf hormonell bedingte Beschwerden | |
---|---|
Symptom | Therapieeffekt |
trockene Augen |
|
Katarakt | unklare Wirkung |
Augeninnendruck | unklare Wirkung |
Glaukom | Risikoreduktion durch frühzeitige Hormonersatztherapie |
altersbedingte Makuladegeneration | verringert das Risiko |
Schließlich erwähnt das Team noch die altersbedingte Makuladegeneration, die im schlimmsten Fall zu Erblindung führen kann. Wiederum könnte eine Hormonersatztherapie dieses Risiko senken, da Östrogene die Retina mitsamt der Makula positiv beeinflussen. Gesichert ist das allerdings nicht.
Patientinnen über potenzielle Augenerkrankungen aufklären
Das Autorenteam macht deutlich, dass man in Bezug auf Wechseljahresbeschwerden nicht nur an die ganz klassischen Symptome wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen oder Schlaflosigkeit denken sollte, sondern auch an die Augengesundheit. Den behandelnden Ärztinnen und Ärzten (nicht nur in der augenärztlichen Praxis) kommt eine beratende und aufklärende Funktion zu. Damit soll gewährleistet werden, dass entsprechende Probleme frühzeitig erkannt und ggf. behandelt werden können.
Quelle: Haustein A et al. Augenspiegel 2025; 70: 40-41