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Chronische Prostatitis Patienten brauchen eine intensive Betreuung

Autor: Dr. Franziska Hainer

Bei unklaren Symptomen oder rezidivierenden Verläufen raten die Autoren zur Überweisung zum Urologen. Bei unklaren Symptomen oder rezidivierenden Verläufen raten die Autoren zur Überweisung zum Urologen. © Tom – stock.adobe.com
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Zu den unangenehmen Beschwerden, die das chronische Beckenschmerzsyndrom verursacht, kommt bei vielen Männern noch die Sorge hinzu: Hab ich womöglich Krebs? Die Aufklärung der Patienten ist daher wichtig.

Von den vier Typen der Prostatitis ist das chronische abakteri­elle Schmerzsyndrom des Beckens mit 90 % am häufigsten, schreiben Rion­ Healy­ vom North Bristol­ NHS Trust und Kollegen. Die unspezifischen Symptome und der schubweise Verlauf erschweren die Diagnosestellung. Patienten berichten über Schmerzen im Urogenitalbereich seit mindestens drei Monaten, mitunter auch im unteren Rücken oder suprapubisch, die sich beim Wasserlassen oder Ejakulieren verstärken können. Manchmal kommen Schwierigkeiten bei der Miktion, sexuelle Störungen, Verdauungsbeschwerden oder psychosoziale Probleme hinzu. Das Schmerzsyndom ist eine Ausschlussdiagnose, die Ursachen sind unklar.

Rektaldigitale Untersuchung gehört zur Diagnostik dazu

Bei der klinischen Untersuchung ist neben Anzeichen einer Harnretention auch der Befund der rektal-digitalen Untersuchung wichtig. Die Autoren empfehlen eine individualisierte Basisdiagnostik:

  • Mittelstrahlurin für Mikroskopie und Kultur
  • Screening auf sexuell übertragbare Krankheiten
  • PSA-Wert bei V.a. Prostatakrebs bei Männern mit LUTS (lower urinary tract symptoms) und bei Patienten mit großer Sorge vor einem Prostatakarzinom

Der PSA-Wert kann jedoch bei allen Formen der Prostatitis falsch erhöht sein. Zudem empfiehlt sich eine Sonografie der Harnwege und ggf. des Hodens sowie ein Test auf okkultes Blut im Stuhl bei Patienten über 50 Jahre mit unklaren abdominellen Beschwerden oder Gewichtsverlust. Differenzialdiagnosen umfassen urologische Tumoren, Rektumkarzinome, Infektionen, Harnröhrenstrikturen, Prostatahyperplasien oder Pudendusneuralgien. Auch Störungen der Blase durch neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder M. Parkinson sind möglich.

Therapeutisch sind beim chronischen Beckenschmerzsyndrom Analgetika indiziert, ggf. Gabapentin oder Trizyklika. Falls erforderlich, greift man zu uroselektiven Alphablockern, bei Patienten mit Symptomen über mehr als sechs Monate probatorisch auch zu Chinolonen (4–6 Wochen, ein Zyklus). Eventuell ist eine Stuhlregulation vonnöten. Hilfreich sind zudem oft   Stressmanagement und Verhaltenstherapie, bei Beckenbodenschwäche auch eine Physiotherapie.

Bei einigen Männer kommt man den Auslösern auf die Spur:

  • Alkohol, Kaffee, scharfes Essen, strenge Diät
  • sitzender Lebensstil, Müdigkeit, Stress
  • Herauszögern der Ejakulation, sexuelle Enthaltsamkeit oder exzessiver Sex, Coitus interruptus
  • Beckenbodenschwäche, perineal traumatisierende Sportarten, einengende Kleidung

Die Kombination mit einer Psychotherapie wirkte in Studien besser gegen die Symptome als eine rein medikamentöse Behandlung. Bei unklaren Symptomen oder rezidivierenden Verläufen raten die Autoren zur Überweisung zum Urologen.

Quelle: Healy R et al. BMJ 2023; 383: e073908; DOI: 10.1136/bmj-2023-073908