Anzeige

Duodenumablation Regenerierte Schleimhaut tut auch der Leber gut

Autor: Birgit Maronde

Die Darmmukosa erneuert sich alle fünf Tage. Die Darmmukosa erneuert sich alle fünf Tage. © Johannes Husen – stock.adobe.com
Anzeige

Der Glukosestoffwechsel von Patienten mit Typ-2-Diabetes lässt sich offenbar durch die endoskopische duodenale Thermoablation der Mukosa modifizieren. Das HbA1c sinkt und eine nicht-alkoholische Fettleberhepatitis geht zurück.

Die Darmmukosa erneuert sich alle fünf Tage. Schleimhautzellen wandern aus den in den Krypten lokalisierten intestinalen Stammzellnischen nach apikal. Kalorienrestriktion und Fasten verändern den Stoffwechsel in den Krypten und modifizieren die Funktion der intestinalen Stammzellen, obwohl sie gar nicht in Kontakt mit dem Lumeninhalt sind.

An diesem Punkt kommen die enteroendokrinen Zellen ins Spiel, die wahrscheinlich die Stammzellnischen regulieren. Knockt man diese aus, steigt der Energieverbrauch und die Insulinempfindlichkeit wird deutlich besser, berichtete Prof. Dr. Stephan Martin vom Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrum in Düsseldorf. Dies sei die Rationale hinter dem duodenal mucosal resurfacing (DMR). Beim Typ-2-Diabetes will man mit dem Verfahren die dysfunktionale Duodenalschleimhaut thermisch abladieren (90 °C), um die Regeneration einer gesunden Schleimhaut zu ermöglichen.

Langzeitblutzucker sinkt um einen Prozentpunkt

Klinisch geprüft wurde das Verfahren in den beiden Studien REVITA-1 und -2. Bei Ersterer handelt es sich um eine prospektive, offene, multizentrische Studie, an der übergewichtige und adipöse Typ-2-Diabetiker mit einem Ausgangs-HbA1c von 7,5–10 % teilnahmen. Alle nahmen mindestens ein orales Antidiabetikum ein. Das HbA1c sank von im Mittel 8,5 % auf 7,5 % sechs Monate nach DMR. Der Erfolg war noch zwei Jahre später nachweisbar.

In dieser Zeit konnte die antidiabetische Therapie bei mehr als 50 % der Patienten reduziert werden oder blieb unverändert. HDL und Triglyzerid-HDL-Quotient besserten sich in der Nachbeobachtungszeit ebenfalls. Die ALT ging von initial 38,1 U/l auf 32,5 U/l nach 24 Monaten zurück. Schwerwiegende Ereignisse wurden nicht beobachtet.

REVITA-2 war dagegen eine randomisierte, kontrollierte Doppelblindstudie. Aufgenommen wurden Patienten mit Typ-2-Diabetes mit etwa den gleichen Einschlusskriterien wie in REVITA-1. Als primäre Endpunkte legten die Wissenschaftler die Sicherheit des DMR sowie die Veränderung des HbA1c nach 24 Wochen fest. Mittels MRT bestimmten sie zudem den Fettgehalt der Leber nach zwölf Wochen.

Es gab eine europäische und eine brasilianische Studiengruppe. Nur in der europäischen ließ sich ein signifikanter Rückgang des HbA1c durch das DMR feststellen. Bei den 39 Teilnehmern der Verumgruppe sank der Wert um 2,75 %, bei den 37 Kontrollen um 2,45 %. Das Leberfett ging um 5,4 % vs. 2,2 % zurück. In der Gesamtpopulation zeigten diejenigen mit initial Nüchtern-Plasmaglukose ≥ 180 mg/dl eine stärkere Senkung des HbA1c im Vergleich zur Scheinbehandlung.

Mittlerweile ist das Verfahren auch in Deutschland angekommen. Der G-BA hat es nach § 137h SGB V bewertet und die Gesetzlichen Krankenkassen tragen seit 2022 die Kosten. Wie Prof. Martin berichtete, wurden seit Februar dieses Jahres in Düsseldorf bereits 14 Patienten so behandelt. Der Erste konnte mittlerweile alle Antidiabetika wieder absetzen. Weitere Therapiezentren wird es in Freiburg und in München geben.

Quelle: 17. Allgemeinmedizin-Update-Seminar