Unspezifischer Kreuzschmerz Rückenschmerz-Therapien im Faktencheck

Autor: Dr. Vera Seifert

Die meisten nichtmedikamentösen Therapien bei unspezifischen Rückenschmerzen zeigen nur geringe Effekte Die meisten nichtmedikamentösen Therapien bei unspezifischen Rückenschmerzen zeigen nur geringe Effekte © Andrey Popov - stock.adobe.com

Die meisten nichtmedikamentösen Therapien bei unspezifischen Rückenschmerzen zeigen nur geringe Effekte - wenn sie denn überhaupt eine nachweisbare Wirkung haben. 

Akupunktur, Massage, Wirbelsäulenmanipulation: Die Palette nichtmedikamentöser Methoden beim unspezifischen Rückenschmerz ist breit. Doch wie steht es um die wissenschaftliche Evidenz für diese Verfahren?

Bei Schmerzen im unteren Rücken wird i. d. R. zu maßvoller Bewegung geraten. Auch mit Wärmepackungen lässt sich für Linderung sorgen, übermäßige Schonung hingegen sollten Betroffene vermeiden. Darüber hinaus kann eine ganze Reihe nichtmedikamentöser Verfahren zum Einsatz kommen. Ein Autorenteam um Dr. Caitlin Jones, University of Sydney, hat zusammengestellt, welche Maßnahmen einen evidenzbasierten Nutzen haben.

Akupunktur zeigte im Vergleich zu einer Scheinanwendung sowohl beim akuten als auch beim chronischen Kreuzschmerz allenfalls einen geringen Nutzen. Gegenüber dem üblichen Selbstmanagement ergab sich bei chronischen Schmerzen ein geringer bis mittlerer Vorteil. Milde Nebenwirkungen traten häufig auf, ernste Probleme waren sehr selten.

Eine Low-Level-Lasertherapie hatte bei chronisch Betroffenen im Vergleich zu einer Scheinbehandlung kurz- und mittelfristig moderate Effekte, für Ultraschall dagegen ergab sich nur ein sehr kleiner bis kein Benefit. Der transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS) bescheinigte ein Review direkt nach der Anwendung bei akuten Schmerzen einen großen Nutzen, langfristige Effekte sind unklar. Trainingseinheiten zur Muskelkräftigung und Verbesserung der Mobilität (z. B. Pilates) halfen bei akuten Rückenschmerzen gar nicht, beim chronischen Schmerz zeigte sich ein mittelgradiger Effekt.

Eine kurzfristige Besserung ist durch Massage möglich

Die kognitive funktionelle Therapie (CFT), die auf Kognition, Emotionen und Verhaltensänderungen abzielt, führte bei chronischer Erkrankung zu kurz- und langfristig moderaten Effekten. Das gestufte sensomotorische Training, das die Verarbeitung von Schmerzen modifizieren soll, half in chronischen Fällen kaum. Massage scheint bei subakuten und chronischen Schmerzen kurzfristig mittelmäßig bis gut zu wirken. Für psychologische Interventionen wie kognitive Verhaltenstherapie und Belohnungslernen ließ sich beim chronischen Kreuzschmerz allenfalls ein geringer Nutzen belegen. Selbstmanagement mit Fokus auf Bewegung, Schlaf und Stimmung oder eine appbasierte Eigentherapie brachten nur wenig.

Die Wirbelsäulenmanipulation blieb bei akuten und chronischen Schmerzen weitgehend ohne Nutzen. Die Risiken dieser speziellen Form der manuellen Therapie sind schlecht untersucht, allerdigs wurde in einer Studie von einer nachfolgenden rezidivierenden Rückenspastik berichtet.

Wärme war sehr wirkungsvoll. Eine Traktion der Wirbelsäule durch sanften Zug – manuell oder durch ein spezielles Gerät – brachte keinen Nutzen, substanziell aber höhere Risiken, d. h. neurologische Symptome. Manche der Interventionen sind schwer umzusetzen, schreiben Dr. Jones et al. abschließend. Das Autorenteam empfiehlt, mit den Betroffenen den Nutzen der Verfahren zu besprechen und individuelle Vorlieben sowie die Realisierbarkeit der Maßnahmen auszuloten. Möglicherweise ist die Kombination verschiedener Methoden sinnvoll. 

Quelle: Jones CMP et al. BMJ 2025; 391: e086052; doi: 10.1136/bmj-2025-086052