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Hepatische alveoläre Echinokokkose Verzögerte Diagnose der Echinokokkose

Autor: Dr. Sofia Urner

Bei diesem 45-Jährigen mit hepatischer alveolärer Echinokokkose stellt sich die halbkreisförmige Läsion im PET-CT als stoffwechselaktiv heraus. Bei diesem 45-Jährigen mit hepatischer alveolärer Echinokokkose stellt sich die halbkreisförmige Läsion im PET-CT als stoffwechselaktiv heraus. © wikimedia/ Wenya Liu et al.
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Bis zur finalen Diagnose einer hepatischen alveolären Echinokokkose vergeht oft viel Zeit. Das müsste nicht sein.

Die hepatische alveoläre Echinokokkose ist eine potenziell tödliche Zoonose, die durch Echinococcus multilocularis verursacht wird und besonders in Süddeutschland vorkommt. Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht nicht nur eine geeignete Behandlung durch eine chirurgische Resektion der Leberläsionen. Sie ist auch aus psychologischer Perspektive wichtig, da Patienten bei einer fraglichen malignen Diagnose einer enormen psychischen Belastung ausgesetzt sind.

In einer Querschnittstudie haben Natalie Joos und Kollegen vom Uniklinikum Ulm den diagnostischen Workflow von Patienten mit einer bestätigten bzw. wahrscheinlichen alveolären Echinokokkose analysiert und mögliche diagnoseverzögernde Faktoren bestimmt. Hierfür zogen sie Daten der Nationalen Echinokokkose-Datenbank für Fuchsbandwurmerkrankung aus dem Zeitraum von 1992 bis 2018 heran. An die entsprechenden Patienten schickten sie Fragebogen. Ein vollständiger Datensatz lag schließlich für 109 Menschen vor.

Der Großteil der Patienten (67,9 %) wurde initial aufgrund eines bildgebenden Zufallsbefunds der Leber abgeklärt. Von den Zufallsbefunden wurden 75,7 % im ambulanten ärztlichen Rahmen (hauptsächlich bei Hausärzten) erhoben.

11,3 diagnostische Prozeduren bis zur finalen Diagose

Zu den am häufigsten eingesetzten Untersuchungen während der diagnostischen Abklärungsphase gehörten Blutprobenanalysen (im Schnitt 4,4 Analysen pro Patient), gefolgt von durchschnittlich 2,1 sonografischen Abklärungen und 1,2 körperlichen Untersuchungen pro Patient. Eine bildgebende Computertomografie (CT) fand im Durchschnitt 0,9-mal pro Patient statt, eine konstrastmittelgestützte Sonografie 0,3-mal und eine MRT 0,5-mal. Jeder Patient durchlief bis zur finalen Diagnose im Mittel 11,3 diagnostische Prozeduren, wovon 1,1 strahlenemittierende Bildgebungen waren.

95,4 % der untersuchten Patienten erhielten mindestens eine maligne hepatische und/oder extrahepatische Differenzial-, Verdachts- oder Fehldiagnose. Der Zeitraum, in dem ein Patient mit der Ungewissheit einer möglichen malignen Erkrankung bis zu deren Ausschluss lebte, betrug durchschnittlich 4,1 Monate. Bis zur finalen Diagnose einer alveolären Echinokokkose der Leber vergingen im Mittel 26,5 Monate.

Die Autoren empfehlen im Fall eines Zufallsbefunds, der auf eine alveoläre Echinokokkose hindeuten könnte, den frühzeitigen Einsatz einer konstrastverstärkten Sonografie und ggf. eine Biopsie der unklaren Läsion. Das könnte aus ihrer Sicht den schwierigen Diagnoseprozess deutlich verkürzen.

Quelle: Joos N et al. Dtsch Med Wochenschr 2023; DOI: 10.1055/a-1996-3603