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Antibiotika Vor der Immuntherapie Darmflora aufbauen

ESMO 2021 Autor: Mascha Pömmerl

Daten bestätigen einen negativen Effekt von Antibiotika auf das Mikrobiom und die Immuntherapie. Daten bestätigen einen negativen Effekt von Antibiotika auf das Mikrobiom und die Immuntherapie. © iStock/ANASTASIIA SOLOVEVA
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Ein durch Antibiotika gebeuteltes Mikrobiom stand bereits unter Verdacht, die Wirksamkeit von Checkpoint-Hemmern herabzusetzen. Dies untermauerten kanadische Forscher erneut – und warnen besonders vor Fluorchinolonen.

Heute weiß man, dass neben der PD-L1-Expression oder Tumormutationslast eine Vielzahl weiterer Faktoren das Ansprechen auf Checkpoint-Inhibitoren beeinflussen. Einer davon ist das intestinale Mikrobiom. Berichten zufolge können daher Antibiotika die Wirksamkeit der Immuntherapie beeinträchtigen.1

Diese Beobachtung fand nun Bestätigung in einer mehr als 2.700 Patienten umfassenden retrospektiven Kohortenstudie aus Kanada, die Dr. Lawson Eng vom Princess Margaret Cancer Centre in Toronto vorstellte. Eine Behandlung mit Antibiotika, besonders Fluorchinolonen, vor der Immuntherapie korrelierte mit einem verkürzten Gesamtüberleben.2

In der Studie werteten Forscher die Daten von Personen ab 65 Jahren mit soliden Tumoren aus, die Checkpoint-Inhibitoren erhalten hatten. Untersucht wurden die Auswirkungen einer Antibiose innerhalb eines Jahres sowie innerhalb von 60 Tagen vor der Checkpoint-Blockade. Am häufigsten erhielten die Betroffenen eine Monotherapie mit Nivolumab (43 %), Pembrolizumab (41 %) oder Ipilimumab (13 %). Im Median dauerte die Antibiotikaeinnahme im Zeitraum eines Jahres vor Immuntherapie 14 Tage, während der letzten 60 Tage vor Beginn der Checkpoint-Blockade waren es neun Tage.

Je länger die Antibiose, desto kürzer das Gesamtüberleben

Jegliche Antibiotikagabe innerhalb eines Jahres vor der Immuntherapie war mit einem schlechteren OS assoziiert. Dabei deutete sich ein nicht signifikanter Dosiseffekt an: Je länger die Antibiotikaeinnahme, umso kürzer das OS (aHR 1,01 pro Woche; 95 %-KI 1.00–1,02; p = 0,1). Insbesondere der Gebrauch von Fluorchinolonen wirkte sich negativ aus, und zwar sowohl im Zeitraum von einem Jahr als auch von 60 Tagen vor der Immuntherapie. Auch speziell für diese Antibiotika fand sich ein – diesmal signifikanter – Dosiseffekt (aHR 1,07 pro Woche; p < 0,001 bzw. aHR 1,12 pro Woche; p = 0,01). Die Art der Tumorerkrankung beeinflusste die Ergebnisse nicht.

Dr. Engs Fazit: Maßnahmen zur Regeneration der Darmflora vor einer Immuntherapie könnten helfen, die Prognose von Tumorpatienten zu verbessern, die zuvor Antibiotika erhalten hatten. Eine Einschränkung der Studie sei, dass nur Patienten ab 65 Jahren analysiert wurden.

Quellen:
1. Routy B et al. Science 2018; 359: 91-97; DOI: 10.1126/science.aan3706
2. Eng L et al. ESMO Congress 2021; Abstract 1671MO
ESMO Congress 2021