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Kohlenhydratarme Ernährung Was sind die Risiken der Keto-Diät?

Autor: Alexandra Simbrich

Als Nebenwirkungen der langfristigen Diät kommen unterschiedliche Beschwerden in Betracht. Als Nebenwirkungen der langfristigen Diät kommen unterschiedliche Beschwerden in Betracht. © George Dolgikh – stock.adobe.com
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Glaubt man der Laienpresse, bewirkt der Verzicht auf Kohlenhydrate wahre Wunder. Doch die Umsetzung der ketogenen Ernährungsweise ist komplex und längst nicht in allen Lebenslagen empfehlenswert.

Auch wenn mittlerweile zahlreiche positive Effekte der ketogenen Diät auf manche Erkrankungen oder das Körpergewicht beschrieben sind, sollte nicht jeder seine Kohlenhydratzufuhr drastisch limitieren. Kontraindikationen sind z.B. bestimmte Stoffwechselerkrankungen (Typ-1-Diabetes) oder etwa eine Schwangerschaft, berichtet Prof. Dr. Tobias Fischer, Lehrgebiet Angewandte Ernährungswissenschaften, Fachhochschule Münster. Zudem sind vertiefte Kenntnisse über die Zusammensetzung der verzehrten Produkte erforderlich.

Es kann zu grippeähnlichen Beschwerden kommen

Erfolgt die ketogene Diät nur kurzzeitig, besteht insgesamt ein geringes Nebenwirkungsrisiko. Typischerweise kommt es in den ersten Tagen bis Wochen zu grippeähnlichen Symptomen („keto flu“) wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwäche und Schwindel. Zudem können Muskelkrämpfe und Mundgeruch auftreten. Es gibt Berichte zu anfänglichen gastroenterologischen Beschwerden wie Diarrhö, Obstipation oder Übelkeit, die aus Veränderungen des Elektrolyt- und Wasserhaushalts resultieren. Die Einnahme z.B. von Natrium, Kalium oder Magnesium wird landläufig zwar empfohlen, ist wissenschaftlich aber nicht abgesichert.

Anfänglich können zudem mild symptomatische Hypoglykämien auftreten, die jedoch meist transient und klinisch unauffällig verlaufen. Bei einem Blutzuckerspiegel < 40 mg/dl und entsprechender Symptomatik empfiehlt sich der Griff zu zuckerhaltigen Getränken oder Säften.

Als Nebenwirkungen der langfristigen Diät kommen unterschiedliche Beschwerden in Betracht: Nieren- oder Gallensteine, Proteinmangel, Haarausfall und Hypokalzämie inklusive Knochenschädigung. Diskutiert wird auch ein potenzielles kardiovaskuläres Risiko, die durchwachsene Datenlage lässt allerdings keine finalen Aussagen zu. Kritisch sehen Experten den potenziellen Mangel an Mikronährstoffen, der aus dem begrenzten Verzehr von Obst, Gemüse und Getreide erwachsen kann. Ob Supplemente nötig sind, hängt stark davon ab, wie stringent der Patient die Keto-Diät einhält und wie viele tierische und pflanzliche Lebensmittel er verzehrt. Generell sollte der Metabolismus nicht zu rasch, sondern schrittweise umgestellt werden, um negative Auswirkungen zu vermeiden.

Abgesehen von medizinischen, muss man die finanziellen Aspekte beachten. Die Kosten der ketogenen Ernährung liegen ca. 20 % über denen einer empfohlenen Mischkost. Hinzu kommen übliche Verkaufsmaschen: Keto-Mehl, oder Keto-Knäckebrot sind nicht nur überteuert und schwer erhältlich, sondern auch verzichtbar. Großer Beliebtheit erfreuen sich Öle und Pulver, die mittelkettige Triglyzeride enthalten und dabei helfen sollen, schneller in die Ketose zu kommen. Nahrungsergänzungsmittel zur Steigerung von Fettverbrennung und Ketose bzw. zum Ausgleich von Elektrolytverschiebungen sind bei einer ketogenen Diät nicht per se angezeigt, betont Prof. Fischer. Hinsichtlich der Zufuhr von exogenen Ketonkörpern rät er zu Zurückhaltung.

Quelle: Fischer T. Ernährungs Umschau 2022; 69: 77-80