„Es wird schon schiefgehen“ Wie Kommunikation Placebo- und Noceboeffekte steuert

Autor: Dr. Anja Braunwarth

Ob Schmerz stärker empfunden wird, entscheidet oft die Erwartung. Ob Schmerz stärker empfunden wird, entscheidet oft die Erwartung. © Herman - stock.adobe.com

Ob Schmerz stärker empfunden wird, entscheidet oft die Erwartung. Und die lässt sich durch die richtige Kommunikation der Behandelnden positiv verstärken.

Neben dem Placeboeffekt spielt auch der Noceboeffekt beim Thema Schmerztherapie eine große Rolle, erklärte Dr. Livia Asan von der Klinik für Neurologie, Universitätsmedizin Essen. Eine Studie mit experimentell gesetzten Schmerzreizen zeigte z. B., dass die Schmerzintensität bei negativer Erwartungshaltung deutlich größer war als bei positiver.

Welchen Einfluss man selbst darauf nehmen kann, untersuchten Dr. Asan und ihr Team bei 80 Menschen, die sich einer Lumbalpunktion unterzogen. Nach dieser Intervention leiden zwischen 4 und 37 % der Patientinnen und Patienten unter einem postpunktionellen Kopfschmerz. Die Teilnehmenden der Studie wurden entweder in üblicher Manier – im Stehen, wenig Zeit, kurze, nüchterne Ansagen – aufgeklärt oder mit einer optimierten Strategie. Zu ihr gehörten u. a. ein freundliches Gespräch im Sitzen mit zugewandter Haltung in Augenhöhe und positiv formulierte Aussagen zur Prozedur und ihren Nebenwirkungen.

Die so Aufgeklärten blickten dem Ganzen deutlich optimistischer entgegen. Schon beim Einstich verspürten sie weniger Schmerzen und hinterher litten sie seltener und weniger stark an Kopfschmerzen als die Vergleichsgruppe.
Die Erwartungen beeinflussen auch das Outcome nach größeren Operationen. PD Dr. Regine Klinger, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, stellte eine Studie mit 122 Patientinnen und Patienten vor, die eine Knie-TEP erhielten. Diejenigen mit mehr Ängsten und pessimistischerer Haltung berichteten über mehr postoperative Schmerzen.

Zuhören und die Sichtweise der Betroffenen einbeziehen
Mit einer effektiven Kommunikation kann es gelingen, die positive Einstellung gegenüber medizinischen Maßnahmen zu fördern, betonte Dr. Klinger. Den Betroffenen zuhören, ihre Sichtweisen einbeziehen und ihre Erfahrungen bestätigen sind drei Punkte, die ihrer Aussage nach dazugehören.

Quelle: Deutscher Schmerzkongress 2025