Metabolische Risiken bei RA Wie rheumatoide Arthritis Körperfett, Insulinbedarf und Lipide verändert

Autor: Sabine Mattes

Eine rheumatoide Arthritis erhöht das Risiko für viele Komorbiditäten, angefangen bei Sarkopenie bis zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine rheumatoide Arthritis erhöht das Risiko für viele Komorbiditäten, angefangen bei Sarkopenie bis zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. © Refni - stock.adobe.com (Generiert mit KI)

Eine rheumatoide Arthritis erhöht das Risiko für viele Komorbiditäten, angefangen bei Sarkopenie bis zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Grund ist ihr ausgeprägter Einfluss auf diverse Stoffwechselfunktionen.

Menschen mit Rheuma müssen von ihrer Hausärztin bzw. von ihrem Hausarzt gut betreut werden. Denn die Erkrankung beißt sich nicht nur an den Gelenken fest – sie erhöht auch das Risiko für zahlreiche, insbesondere metabolische Komorbiditäten. 

Der Stoffwechsel von Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) ist durch chronische Entzündungsprozesse, Medikamente und ggf. Übergewicht vielen potenziellen Störfaktoren ausgesetzt. In einer aktuellen Publikation diskutiert ein Team um Dr. Stevie Barry, Perelman School of Medicine an der Universität von Pennsylvania in Philadelphia, wie die Erkrankung Körperzusammensetzung, Insulinresistenz, Lipidstoffwechsel und Blutdruck beeinflussen kann und welche Folgen sich daraus ergeben.

Insulinresistenz

Es wird angenommen, dass eine dauerhafte leichte systemische Entzündung, wie sie bei Adipositas auftritt, zur Entwicklung einer Insulinresistenz und in der Folge eines Diabetes mellitus beiträgt. Ein ähnlicher Zusammenhang könnte auch für die Entzündungsaktivität einer RA vorliegen. Die Erkrankung wurde in mehreren Arbeiten mit einem erhöhten Risiko für Typ-1- und Typ-2-Diabetes und metabolisches Syndrom assoziiert, auch wenn die Studienlage nicht einheitlich ist. Erste Daten zeigen, dass eine Therapie mit biologischen DMARD (wie TNF-, IL-1- und IL-6-Inhibitoren) auch Vorteile für die glykämische Kontrolle bringen könnte.

Körperzusammensetzung

Übergewicht und Adipositas zählen zu den häufigsten Ursachen chronischer Entzündungen und nachfolgender metabolischer Veränderungen mit all ihren Konsequenzen für das kardiovaskuläre System – auch bei Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis. Studienergebnissen zufolge liegt die Adipositasrate zwar fast auf dem Niveau der Allgemeinbevölkerung, Sarkopenie und sarkopene Adipositas treten jedoch im Verhältnis vermehrt auf. Krankheitsbedingte Faktoren, reduzierte körperliche Aktivität und ggf. auch antirheumatische Medikamente können die Körperzusammensetzung beeinflussen und zum Muskelabbau beitragen. Phasen der Kachexie greifen das Muskelgewebe dabei besonders an – dessen Gesundheit ist allerdings entscheidend für die Stoffwechselregulation.

Blutfette

Die chronischen Entzündungsprozesse bei der rheumatoiden Arthritis bewirken einen Rückgang von LDL und Gesamtcholesterol. Trotzdem haben Betroffene ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Dieses Lipid-Paradoxon entsteht, wenn LDL im entzündeten Kreislauf oxidiert und sich in den Arterien ablagert. Zudem verliert HDL seine gefäßschützende Wirkung. Verschiedene DMARD konnten dazu beitragen, CRP-Werte zu senken und den Cholesterinstoffwechsel zu normalisieren. Offen bleibt jedoch, welchem Medikament der Vorzug zu geben ist. Auch die regulierenden und entzündungshemmenden Effekte von Statinen erwiesen sich in einer Studie als vielversprechend. Die Forschenden geben jedoch zu bedenken, dass Patientinnen und Patienten, die aufgrund eines hohen kardiovaskulären Risikos von einer solchen Therapie profitieren könnten, den Schwellenwert für eine Statintherapie durch das Lipid-Paradoxon möglicherweise nicht erreichen.

Blutdruck

Viele Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis leiden unter einer Hypertonie. Neben den bekannten Treibern deutet immer mehr auch auf eine direkte Verbindung zu chronischen Entzündungen hin, die sich in endothelialer Dysfunktion und erhöhter Arteriensteifigkeit niederschlägt. Erste Forschungsergebnisse zeigten bereits, dass eine DMARD-Therapie den Effekt möglicherweise umkehren könnte. Ob die entzündungshemmende Wirkung von Glukokortikoiden ihre blutdrucksteigernden Nebeneffekte bei RA überwiegt, ließ sich bisher hingegen nicht eindeutig bestätigen.

Quelle: Barry S et al. Arthritis Care & Research 2025;
77: 1167-1174; doi: 10.1002/acr.25537