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Impfschutz vor Gürtelrose Wirksamkeit der Herpes-zoster-Lebendvakzine schwindet rapide

Autor: Michael Brendler

Ein zuverlässiger Schutzeffekt gegenüber Herpes zoster und dessen Komplikationen mit einer Auffrischimpfung lasse sich wiederherstellen. Ein zuverlässiger Schutzeffekt gegenüber Herpes zoster und dessen Komplikationen mit einer Auffrischimpfung lasse sich wiederherstellen. © Zeit4men - stock.adobe.com
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Einige Länder setzen in ihren nationalen Impfkampagnen gegen Herpes zoster und dessen Komplikationen nach wie vor auf Lebendvakzine. Wie zuverlässig ist die Schutzwirkung dieser Impfstoffe?

In einigen Ländern – etwa im Vereinigten Königreich oder in Neuseeland – wird bei der Immunisierung gegen Herpes zoster nach wie vor auf Lebendimpfstoffe gesetzt. Es hat sich aber gezeigt, dass die Wirkung dieser Vakzine mit den Jahren schwindet – was einer der Gründe ist, warum etwa das US Advisory Committee on Immunization Practice zum bevorzugten Einsatz eines rekombinanten Impfstoffes rät. In Deutschland und weiteren Ländern wird diese Empfehlung bereits umgesetzt.

Wie stark der Rückgang der Schutzwirkung der Lebendvakzine genau ist, hat Dr. Nicola Klein vom Kaiser Permanente Vaccine Study Center in Oakland zusammen mit Kollegen ermittelt. In einer Real-World-Kohortenstudie hat das Team die gesundheitliche Entwicklung von rund 500.000 frisch Geimpften im Alter von mindestens 50 Jahren über ein Jahrzehnt hinweg verfolgt.

Zwölf Monate nach der Spritze betrug der Schutzeffekt der Impfung vor einer Herpes-zoster-Infektion 67 %, die Wirksamkeit gegen die Entwicklung einer postherpetischen Neuralgie 83 %, die vor Zoster ophthalmicus 71 %. Die Wahrscheinlichkeit für eine gürtelrosebedingte Klinikeinweisung war um 90 % reduziert.

Schon im darauffolgenden Jahr war die Effektivität der Vakzine gegenüber Herpes zoster allerdings deutlich auf 50 % gesunken, berichten die Studienautoren. Sechs Jahre später waren es nur noch 27 %, nach einem Jahrzehnt 15 %.

Im Hinblick auf die postherpetische Neuralgie nahm die Wirksamkeit des Lebendvakzine zwar ebenfalls ab, berichten die Wissenschaftler. Aber auch ein Jahrzehnt später vermittelte die Impfung noch immer einen substanziellen Schutz von 41 %.

Alles in allem spreche die wissenschaftliche Evidenz dafür, dass sich ein zuverlässiger Schutzeffekt gegenüber Herpes zoster und dessen Komplikationen mit einer Auffrischimpfung wiederherstellen lasse, schreiben Dr. James Mbinta und Prof. Dr. Colin Simpson von der University Wellington in Neuseeland und dem Usher Institute der University Edinburgh. Deshalb sollte man über eine Boosterimpfung oder eine zweite Dosis der Lebendvakzine insbesondere für ältere Menschen nachdenken, so die beiden Wissenschaftler in einem begleitenden Kommentar.

Quellen:
1. Klein NP et al. BMJ 2023; 383: e076321; DOI: 10.1136/bmj-2023-076321
2. Mbinta JF, Simpson CR. BMJ 2023; 383: 2497; DOI: 10.1136/bmj.p2497