Mononukleose, infektiöse

Definition

Die infektöse Mononukleose wird durch eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) Typ 1 und 2 hervorgerufen – ein DNA-Virus aus der Herpesfamilie.

Zielzellen von EBV sind u.a. die naso- und oropharyngealen Epithelien sowie die B-Lymphozyten. Bei intaktem Immunsystem werden die meisten EBV-tragenden B-Lymphozyten rasch eliminiert – in einer geringen Restpopulation kann EBC jedoch auch lebenslang persistieren. In Westeuropa sind mehr als 95 % der Menschen bis zum 30. Lebensjahr mit EBV infiziert.

Die Übertragung erfolgt über Speichel (z.B. im Kindergarten oder durch Küssen) oder durch Transfusionen von Blutprodukten.

Die Inkubationszeit liegt zwischen 10 und 50 Tagen.

Meist verläuft die Erkrankung selbstlimitierend. Die Krankheitsdauer variiert; die akute Phase dauert meist ca. 2 Wochen. Ein allgemeiner Erschöpfungszustand kann noch einige Wochen länger anhalten, bei 1–2 % der Fälle auch über Monate. Todesfälle treten in < 1 % der Fälle auf, meist aufgrund von akuten Komplikationen (z. B. Enzephalitis, Milzruptur, Obstruktion der Atemwege).

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Symptomatik

Im Kleinkindesalter verläuft die Erkrankung meist asymptomatisch. Im späteren Alter kommt es zur infektiösen Mononukleose mit der typischen Symptomen-Trias von:

  • Fieber
  • Angina tonsillaris /Pharyngitis
  • Lymphknotenschwellung

Weitere häufige Symptome sind anhaltende Abgeschlagenheit und Müdigkeit, Splenomegalie (etwa 50 % der Patienten) und Hepatomegalie. Etwa in der Hälfte der Fälle kommt es zu einer generalisierten Lymphknotenschwellung (glanduläre Form).

Bei der exanthemischen Form tritt zusätzlich ein petechiales Enanthem am harten Gaumen auf, bei der hepatischen Form eine Hepatitis (mit guter Prognose).

Komplikationen:

  • transiente leichte Granulozytopenie und Thrombozytopenie
  • Obstruktion der Atemwege
  • Infekt-assoziiertes hämophagozytotisches Syndrom (IHS) mit Panzytopenie (selten)
  • Milzruptur (selten)
  • Meningoenzephalitis
  • Myokarditis
  • evtl. postinfektiöse Müdigkeit für einige Monate
  • sehr selten bei Kindern anhaltende Virusreplikationen (chronisch-aktive EBV-Infektion) mit Fieber, Gewichtsverlust, Lymphadenopathie u.a.
  • schwere Verläufe bei immundefizienten Patienten (z.T. mit polyklonalen lymphoproliferativen Erkrankungen der B-Lymphozyten)
  • EBV-assoziierte Malignome (z.B. B-Zell-Lymphome bei AIDS-Patienten, Nasopharynx-Karzinom, Burkitt-Lymphom)

Patienten mit einer infektiösen Mononukleose in der Anamnese habe ein dreifach erhöhtes Risiko für einen M. Hodgkin.

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Untersuchung
  • Tonsillitis mit eher flächigen Belägen auf den Tonsillen
  • geschwollenen Halslymphknoten (auch hinter dem M. sternocleidomastoideus)
  • evtl. Splenomegalie und Hepatomegalie
Labor

Die Diagnose wird aufgrund des typischen klinischen Bildes und Laborbefundes gestellt.

Laborbefund:

  • typisches Blutbild mit absoluter und relativer Lymphozytose
  • Leukozytose mit 40–90 % mononukleärer Zellen und „Reizformen“ der Lymphozyten (Pfeiffer-Zellen)
  • Lymphozyten zu Leukozyten > 0,35 (Wolf-Quotient)
  • Erythrozyten und Thrombozyten meist normal

Bestätigung:

  • Heterophiler Antikörpertest (Schnelltest, nicht EBV-spezifisch)

Serologische Untersuchungen:

  • Bei frischer EBV-Infektion: anti-VCA (virales Capsid-Antigen) vom Typ IgG plus IgM
  • frühere EBV-Infektion: anti-VCA-p18-igG oder anti EBNA-1-IgG (EBV nukleäres Antigen)
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Differenzialdiagnostik

Wichtige Differenzialdiagnosen sind:

  • gewöhnliche Streptokokken-Angina
  • akute HIV-Krankheit (HIV-Test empfohlen)
  • Angina Plaut-Vincent
  • Diphtherie
  • Cytomegalievirus-Infektion
  • Agranulozytose
  • akute Leukämie
Pharmakotherapie und nichtinvasive Therapie

Eine kausale Therapie der EBV-Infektion steht nicht zu Verfügung. Die Therapie erfolgt daher rein symptomatisch z.B. mit Fiebersenkern und Schmerzmitteln.

In der akuten Krankheitsphase sollte man den Patienten zur körperlichen Schonung raten.

Die Therapie mit Aminopenicillinen ist bei infektiöser Mononukleose kontraindiziert, da sie hier praktisch immer zu einem Arzneimittelexanthem führt.

Prävention

Eine Prävention ist bis auf die Vermeidung von Speichelkontakt nicht bekannt.

Leitlinien

S2k-Leitlinie 017/024:

Therapie entzündlicher Erkrankungen der Gaumenmandeln – Tonsillitis

Forschung
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