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Auch mit Corona zu Hause sterben dürfen

Gesundheitspolitik Autor: Anouschka Wasner

Eine regionale Initiative will Palliativstrukturen auf COVID-19-Patienten ausrichten. Eine regionale Initiative will Palliativstrukturen auf COVID-19-Patienten ausrichten. © iStock/Laikwunfai
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Eine Beratungs- und Koordinationsstelle für Patienten, Angehörige und Ärzte soll Schwerkranken mit COVID-19 ein Verbleiben im häuslichen Umfeld möglich machen. Das Wiesbadener Projekt könnte Schule machen.

Auch COVID-19-Patienten können palliativ in den eigenen vier Wänden betreut werden. Nach der bisherigen Erfahrung mit dem schnellen Verlauf der Erkrankung erfordert das aber ein besonders zügiges und koordiniertes Handeln. So sind neue Strukturen und Beratungsangebote für Patienten und Angehörige nötig.

In einem offenen Brief hatte sich Dr. Bernd Oliver Maier, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, Anfang April an Gesundheitsminister Jens Spahn gewandt. Um in Pandemiezeiten eine angemessene Palliativversorgung gewährleisten zu können, brauche man Hilfe bei der Umsetzung einer regionalen Koordination und der Schaffung einer niederschwelligen Auskunftsstelle für Betroffene und Angehörige zur palliativmedizinischen Unterstützung im akuten Krankheitsfall. Die Versorgung der hochbetagten multimorbiden Patienten im palliativmedizinischen Kontext werde – trotz aller Fortschritte in anderen Bereichen – unausweichlich von großer Bedeutung bleiben.

Dazu benötige man finanzielle Soforthilfe. Für die Region Wiesbaden würde bereits eine einmalige Förderung von 15 000 Euro in kürzester Zeit zu Ergebnissen führen können. Mit unterschrieben haben den Brief in nur wenigen Tagen schon über 50 Haus- und Fachärzte, vorwiegend aus Wiesbaden, dem Rheingau-Taunus-Kreis und dem Mainzer Raum.

Antwort vom Bundesgesundheitsminister hat der Mediziner bislang nicht erhalten. Das Geld aber schon: Ein Spender hat es zur Verfügung gestellt. Damit wurde jetzt schnell gehandelt. Genau 21 Tage nach Aussenden des Offenen Briefs soll die Wiesbadener Beratungs- und Koordinationsstelle für Patienten, Angehörige und Ärzte ihre Arbeit aufnehmen (Tel.: 0611-1773857; covidpalliativ@home-wiesbaden.de). Träger der Einrichtung wird ein Zusammenschluss von Palliativinteressierten und -tätigen aus der Region sein.

Das Angebot soll umfassen:

  • Beratung von Patienten und Angehörigen zu persönlicher Vorausplanung und Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht,
  • Koordinationshilfe mit involvierten und zu involvierenden Hilfen und Diensten aus dem medizinischen, pflegerischen und psychosozialen Bereich,
  • bei Indikation für spezialisierte Palliativversorgung Begleitung und Versorgung durch eines der zuständigen SAPV-Palliativteams zur Sicherstellung der Versorgung im häuslichen Umfeld.

Medical-Tribune-Bericht

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