Anzeige

Auf ein Wort – sozusagen

Aus der Redaktion Autor: Dr. Anja Braunwarth

© MT
Anzeige

Füllwörter sind nicht nur überflüssig, sie nerven auch enorm. Genau! Sie stehen sozusagen den eigentlichen Informationen im Weg. Ein Vortrag ohne Füllwörter – quasi eine Utopie.

Nach drei Tagen Kongressbesuch habe ich sozusagen die Nase voll. Kaum betritt ein Redner die Bühne, geht es los mit dem leidigen sozusagen. Gefühlt habe ich mir dieses völlig sinnlose Füllwort in den letzten 72 Stunden mindestens 200-mal angehört. Inzwischen ertappe ich mich dabei, dass ich mich weniger auf den Inhalt des Vortrags konzentriere, sondern vielmehr auf das nächste „sozusagen“ lauere. Wie oft habe ich mir schon einen Buzzer gewünscht, um sozusagen die Kollegen mal vorzuführen.

Was will man damit überhaupt ausdrücken? Der Duden sagt, der Begriff bedeutet so viel wie „quasi“ und nennt als Synomym „gewissermaßen“ – Wörter, die ebenso verzichtbar sind. Versucht man eine Erklärung, dann verwässert „sozusagen“ das nachfolgende Objekt – was eine Aussage nicht gerade glaubwürdiger macht.

Also bitte, liebe Referenten: Üben Sie doch Ihren Vortrag vorab mal ohne „sozusagen“. Wahrscheinlich gewinnen Sie dadurch sogar ein paar Minuten Redezeit.

Wo diese Inflation herkommt? Keine Ahnung! Seit einiger Zeit gibt es aber einen ernst zu nehmenden Verfolger, zumindest im Alltag: Das Wörtchen „genau“. Es droht „sozusagen“ den Rang abzulaufen. Ich erwarte mit Spannung, wann es Einzug auf Kongresse hält, damit ich mein Hirn endlich mal auf ein anderes Reizwort konditionieren kann.

Dr. Anja Braunwarth
Redakteurin Medizin

Anzeige