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Blockbustersimilars: Das umsatzstärkste Arzneimittel hat Konkurrenz bekommen

Gesundheitspolitik Autor: Michael Reischmann

Das umsatzstärkste Arzneimittel hat Konkurrenz bekommen.
Das umsatzstärkste Arzneimittel hat Konkurrenz bekommen. © Fotolia/molekuul.be
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Seit Mitte Oktober ist der monoklonale Antikörper Adalimumab in Deutschland als Biosimilar verfügbar. Das umsatzstärkste Arzneimittel kostete die GKV jährlich rund eine Milliarde Euro. Dass die Ausgaben nun sinken, glauben AOK-Experten allerdings nicht.

Nach mehr als 15 Jahren Marktexklusivität, etwa 70 Patenten und zahlreichen Zulassungserweiterungen mit Verlängerungen der Schutzfristen bekommt das Arzneimittel Humira® (Adalimumab) zum ersten Mal Konkurrenz“, notiert das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO). Der stark entzündungshemmend wirkende Antikörper wird bei Autoimmun­erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Morbus Bechterew und Morbus Crohn eingesetzt.

Gleich mehrere Biosimilaranbieter am Markt

Das Biologikum belegt hierzulande seit zehn Jahren den ersten Rang beim Arzneimittelumsatz, erinnert das WIdO. 2017 habe der Hersteller AbbVie mit dem Produkt einen weltweiten Umsatz von rund 16 Mrd. Euro erzielt. Allein im deutschen Markt betrugen die Ausgaben der GKV etwa eine Mrd. Euro. Zum Vergleich: Für Generika, die 78 % der hiesigen Arzneimittelversorgung abdecken, geben die Kassen pro Jahr etwa zwei Mrd. Euro aus, informiert die Arbeitsgemeinschaft Pro Bio­similars des Vereins Pro Generika.

Die Interessenvertretung der Bio­similarunternehmen in Deutschland weist noch auf eine „weitere Besonderheit“ hin: Erstmals überhaupt seien direkt nach Patentablauf mehrere Biosimilaranbieter am Markt vertreten: Biogen mit Imraldi, Sandoz/Hexal mit Hyrimoz und Amgen mit Amgevita. Sie geht davon aus, dass „durch den günstigeren Preis von Biosimilars und den Wettbewerb speziell bei Adalimumab mit substantiellen Entlastungen des Gesundheitssystems“ zu rechnen sei.

Das WIdO meint dagegen, dass die GKV-Arzneimittelausgaben trotz des einsetzenden Wettbewerbs wahrscheinlich nicht sinken werden. „Grund dafür ist, dass die Preise der Biosimilars üblicherweise nur geringfügig unter denen der Originalanbieter liegen. Dabei verursachen Biosimilars im Schnitt nur ein Viertel der Forschungs- und Entwicklungskosten ihrer Referenzprodukte.“

Außerdem gehe ein Patentablauf oft mit einer Verordnungsausweitung einher. Das zeigten die Erfahrungen mit den Biosimilar-Wirkstoffen Infliximab und Etanercept, die in vergleichbaren Indikationen eingesetzt werden wie Adalimumab, so das WIdO.

AOK stellt fest: zusätzliches Angebot, zusätzliche Rezepte

Bei Infliximab habe das Wachstum in den letzten beiden Jahren mit Marktexklusivität 22 % betragen und in den ersten beiden Jahren danach 48 %, schreiben die AOK-Experten. Bei Etanercept seien die Verordnungen in den ersten beiden Jahren des Wettbewerbs um 19 % gewachsen, während das Wachstum vorher bei 4 % gelegen habe. Die Verordnungen von Adalimumab seien in den letzten beiden Jahren um 11 % gestiegen.

Schätzungsweise 550 000 Erwachsene in Deutschland sind von rheumatoider Arthritis betroffen.

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