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Positionspapier BVND-Strukturerhebung zeigt auch Einflüsse der Pandemie

Gesundheitspolitik Autor: Michael Reischmann

Bei der Organisationsform Diabetologische Schwerpunktpraxis sind die Zahlen fast unverändert zu 2017. Bei der Organisationsform Diabetologische Schwerpunktpraxis sind die Zahlen fast unverändert zu 2017. © TeraVector – stock.adobe.com
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Den Bundesverband Niedergelassener Diabetologen (BVND) gibt es seit 20 Jahren. In einem aktualisierten Positionspapier definiert er, was die Diabetologische Schwerpunktpraxis ausmacht. Wie heute die Strukturen sind, hat er online erfragt.

Über 2.800 Adressen schrieb der BVND für seine Online-Strukturerhebung an. Am Ende blieben 297 auswertbare Antworten – ähnlich viele wie im Jahr 2017 (322), als die Befragung noch mit Papierbögen stattfand. Erste Ergebnisse der Mitte April beendeten Umfrage stellten Verbandschef Dr. Nikolaus Scheper und Geschäftsführer Michael Horst beim berufspolitischen Symposium des BVND vor. 

Bei der Organisationsform der Praxen sind die Zahlen fast unverändert zu 2017: Die Hälfte sind Gemeinschaftspraxen, ein Drittel Einzelpraxen. 39 % der Gemeinschafts­praxen sind fachübergreifend mit Hausärzt*innen aufgestellt und 28 % mit Internist*innen ohne Schwerpunkt. Zwei Drittel der 297 Umfrageteilnehmer*innen gehören zum hausärztlichen Versorgungsbereich, 11 % zum fachärzt­lichen und 23 % zu beiden. 

Im Schnitt knapp 2400 Fälle pro Quartal und Praxis

95 % gaben an, als qualifizierte/r Fachärtz*innen an den DMP Diabetes Typ 1 und/oder Typ 2 teilzunehmen sowie 60 % als koordinierende Ärzt*innen. 94 % hatten eine Zulassung als Diabetologische Schwerpunktpraxis durch die KV und 62 % eine KV-Zulassung als Fußzentrum. 45 % der Praxen waren als Diabeteszentrum DDG-zertifiziert und 30 % als Fußbehandlungszentrum.

Wie 2017 treffen auch 2022 in jeder zweiten Diabetologischen Schwerpunktpraxis über 50 % der Patient*innen per Überweisung ein. Im Jahr 2022 betrug die Zahl der in einem Quartal durchschnittlich behandelten Patient*innen (darunter überwiegend welche mit Typ-2-Dia­betes) 2.362. 

2017 waren es 1.885 Fälle gewesen – was einem jährlichen Zuwachs von 5 % entspricht. Diese Größenordnung passt zu den Zahlen, die das wissenschaftliche Institut der niedergelassenen Diabetologen (winDiab) festgestellt hat.

Dr. Scheper vermutet, dass der Anstieg zum Teil auch eine Folge der reduzierten Praxis-Kontakte während der Corona-Pandemie ist. So viele Patient*innen mit entgleistem Diabetes wie jetzt habe er vor der Pandemie nicht behandeln müssen. Zum Patientenzuwachs passt der Trend, dass auch mehr Ärzt*innen und Mitarbeitende pro Praxis tätig sind als vor fünf Jahren. 

Ebenfalls einen deutlichen Pandemie-Effekt bemerkt der BVND bei den Schulungszahlen. Für 2022 gaben nur noch 12 % der Befragten an, Ernährungsberatung in Gruppen angeboten zu haben (2017: 44 %).

Zukunftsvision eines „Diabetes-Exzellenz-Zentrums“

Deutlich niedriger sind die Zahlen z. B. auch bei Hypertonie- und Fußschulungen oder beim Gestationsdiabetes. Hier will der BVND aber noch genauer „in die Ecken leuchten“, inwieweit es durch digitale Angebote oder Einzelberatungen zu Verschiebungen im Leistungsspektrum kam. Auch ein deutlicher Rückgang an Belastungs-EKG lässt sich vermutlich mit Einschränkungen durch Hygiene-Auflagen erklären. 

67 % der BVND-Mitglieder haben eine Qualifikation zur/zum Diabetolog*in DDG absolviert, 68 % haben die Zusatzbezeichung Diabetologie der Landesärztekammer. Weitere Auswertungen und Interpretationen will der BVND auf der Diabetes Herbsttagung vorstellen.

In seinem neuen Positionspapier charakterisiert der Verband die Arbeitsbereiche und Qualifikationen der DSP (Adipositas, Diabetestechnologie, DFS, Geriartie, Schwangerschaft, Pädiatrische Diabetologie, Psychosoziales und Telemedizin). Als „Zukunftsvision“ gilt das „Diabetes-Exzellenz-Zentrum“, das durch Multiprofessionalität und größere Organisationseinheiten mittels telemedizinischer Behandlungsplattformen eine zumindest virtuelle 24/7-Betreuung bieten könnte.

Kongressbericht: Diabetes Kongress DDG 2022 

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