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Corona-Tagebuch: Maske fallen gelassen

Aus der Redaktion Autor: Kathrin Strobel

© MT
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Die Maskenpflicht, die klappt noch nicht. Zumindest bei unserer Redakteurin verlief der erste Einkaufsversuch mit Mund-Nasen-Bedeckung eher holprig. Eine Kolumne.

Dienstag, 28. April 2020: Tag zwei der Maskenpflicht in Hessen. Für mich ist es Tag eins, denn den Montag habe ich zu Hause verbracht, im Homeoffice. Einzukaufen gab es nichts – dafür hatte ich am Samstag noch gesorgt. Es ist also Dienstag, ich bin auf dem Heimweg von der Arbeit und mache einen Abstecher über „unseren“ Kiosk, bei dem wir gerne spontan Getränke kaufen. Oder Eier, wenn ich mal wieder erst beim Teigrühren merke, dass wir nicht genug davon im Kühlschrank haben.

Ich betrete den Laden und registriere den Mundschutz, der dem Kioskbetreiber wie ein türkises Doppelkinn am Hals klebt. Mist, da war doch was! Ich bleibe am Eingang stehen und wühle in meinem Rucksack, während der Verkäufer sich hinter dem Tresen Mund und Nase bedeckt. Ich finde das Halstuch, das ich am Morgen noch schnell eingesteckt habe, und presse es aufs Gesicht. Wir müssen beide lachen, zucken mit den Schultern. Ist jetzt halt so.

Der Getränkeschrank ist die erste Hürde. Einhändig öffne ich die Schiebetür, einhändig hole ich zwei kühle Flaschen heraus. Die Tür fällt von alleine wieder zu – geschafft! Mit einem Gefühl des Triumphs stelle ich meine Beute auf den Verkaufstisch, da dämmert mir: Es wird nicht möglich sein, einhändig zu bezahlen. Ich schaue in die verschwitzte obere Gesichtshälfte meines Gegenübers. Ich kann nicht sehen, ob ihn mein einhändiger Tanz amüsiert oder verärgert.

Das Portemonnaie liegt in meiner rechten Hand, mit der linken presse ich noch immer das Tuch gegen die Nase. Wir schauen beide auf das kleine Ledertäschchen vor uns, als hofften wir, es würde sich von selbst öffnen. Tut es aber nicht. Es liegt einfach nur da, in meiner immer feuchter werdenden Hand.

Schließlich halte ich die Spannung nicht mehr aus, lasse meine „Maske“ mit einer leise gemurmelten Entschuldigung fallen, öffne die Börse, lege einen 5€-Schein auf den Tresen – und verlasse den kleinen Eckladen wie eine Kakerlake, wenn das Licht angeht. Und so fühle ich mich dann auch: schäbig. Und irgendwie peinlich berührt. Erster Tag mit Maskenpflicht und ich hab’s versaut.

Kathrin Strobel
Redakteurin Medizin

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