Honorar Der Geldhahn tröpfelt nur

Gesundheitspolitik Autor: Ingolf Dürr

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Wie in jedem Jahr haben Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen darüber verhandelt, wie das Honorar der Vertragsärzte den steigenden Kosten angepasst werden soll. Das Ergebnis dürfte für viele enttäuschend sein.

Konkret ging es in den Verhandlungen auf oberster Ebene um die Erhöhung des Orientierungswertes. Laut Gesetz sollen bei der Anpassung des Orientierungswerts die Entwicklung der Investitions- und Betriebskosten, Einsparmöglichkeiten sowie die allgemeine Kostendegression bei steigenden Fallzahlen berücksichtigt werden.

Im letzten Jahr war der Orientierungswert nach zähen Diskussionen um 1,4 % auf 10,27 Cent pro Punkt gestiegen. Damals hatten sich die Verhandlungspartner nicht einigen können, sodass letztlich der Erweiterte Bewertungsausschuss (EBA) unter seinem unparteiischen Vorsitzenden Prof. Dr. Jürgen Wasem die Entscheidung treffen musste.

Zähe Verhandlungen

Zufrieden war die Ärzteschaft damals nicht, und so ging man von KBV-Seite in diesem Jahr hoffnungsvoll mit der Forderung nach einem Plus von 2,57 % beim Orientierungswert zum Ausgleich der Preissteigerungen in die Verhandlungsrunden. Da die Kassenseite lediglich eine Erhöhung um 0,4 % anbot, war allerdings klar, dass die Vorstellungen der Gesprächspartner ziemlich weit auseinanderlagen.

Und so gestalteten sich die Honorarverhandlungen auch dieses Mal mehr als schwierig. Zumal die Krankenkassen noch vor deren Beginn ein Gutachten vorlegten, das eine völlige Abkehr von der bisherigen Systematik zur Preisermittlung bedeutet hätte. Das führte zu lautstarken Protesten aus der Ärzteschaft.

Ärzte setzen sich nicht durch

Dennoch einigten sich KBV und GKV-Spitzenverband zunächst in einer ersten Runde auf eine Erhöhung des ärztlichen Honorars aufgrund der steigenden Morbidität der Bevölkerung um 250 Millionen Euro für das Jahr 2016. Gleichzeitig sollten die Psychotherapeuten 80 Millionen Euro zusätzlich erhalten.

Bei der Bestimmung des Orientierungspunktwerts bleiben die Fronten jedoch so verhärtet, dass erneut der Erweiterte Bewertungsausschuss eingeschaltet werden musste. Gegen die Stimmen der Ärzteschaft legte dieser dann fest, dass der Orientierungswert im nächsten Jahr um lediglich 1,6 % auf dann 10,4361 Cent angehoben werden wird. Laut ersten Schätzungen der Kassen würde dies Mehrausgaben von rund 550 Millionen Euro bedeuten.

Verheerendes Signal

"Dies ist kein gutes Signal an die Vertragsärzte", zeigte sich KBV-Chef Dr. Andreas Gassen enttäuscht von dem Ergebnis. Kritisch äußerten sich auch weitere Vertreter von Ärzteverbänden. So sprach Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Verbands der niedergelassenen Ärzte Deutschland, von einem verheerenden Signal an die nachfolgende Ärztegeneration.

Und beim Deutschen Hausärzteverband ist man aufgrund der Erfahrungen aus dem letzten Jahr skeptisch, ob dieses schwache Ergebnis überhaupt zu spürbaren Honorarsteigerungen in den Hausarztpraxen führen wird. Hier setzt man doch lieber auf den weiteren Ausbau der Hausarztzentrierten Versorgung (HzV).

Doch auch beim GKV-Spitzenverband zeigte man sich zumindest nach außen hin nicht wirklich erfreut. Dort beklagt man die enormen Belastungen und spricht von drohenden Zusatzbeiträgen für die Versicherten.

Dr. Ingolf Dürr

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2015; 37 (17) Seite 40
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.