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Kommentar Die Pflicht ist vom Tisch, gut so

Aus der Redaktion Autor: Cornelia Kolbeck

© MT
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Was auch immer für oder gegen eine Impfpflicht spricht: die Coronaimpfung ist eine sehr persönliche Entscheidung. Ein Kommentar.

Vor einem Jahr erhielt ich im Flughafen Tegel meine erste Impfung gegen SARS-CoV-2, im Juni kam die zweite, im Dezember der Booster. Es war eine sehr persönliche Entscheidung, mich impfen zu lassen – aus meinen Lebensumständen heraus und angesichts einer gefährlichen Virusvariante und trotz Bedenken wegen des neuartigen Impfstoffs.

Andere sind bezüglich einer Impfung verhalten oder sie lehnen sie vehement ab, ganz gleich, wie man argumentiert. Gespräche mit Impfverweigerern lassen mich auch stark daran zweifeln, dass diese sich durch eine Zwangsberatung durch Hausärzte – wie in der Diskussion um eine Impfpflicht vorgebracht – umentscheiden würden. Ganz abgesehen davon, dass Hausärzte durch die Pandemie eh schon stark belastet sind. Was sich zurzeit an Warteschlangen vor der Hausarztpraxis um die Ecke bildet, habe ich in den letzten Jahren noch nie gesehen. Zudem ist es ja auch nicht so, dass Ärzte nicht längst informieren, beraten und nachfragen.

Dass es keine allgemeine Impfpflicht geben wird, finde ich jedenfalls gut, denn die ideologischen Gräben in der Bevölkerung bezüglich des Impfens und pandemischer Maßnahmen sind im Alltag schon erschreckend spürbar. Druck durch Pflicht hätten sie noch vertieft.

Ich denke auch, es gibt andere Möglichkeiten, beim Impfen voranzukommen. Wichtig wäre, endlich einmal genauer hinzuschauen, warum bei den in der Pandemie besonders gefährdeten älteren Menschen ein Großteil nicht oder nicht vollständig geimpft ist. Warum bleiben manche Senioren ohne zweite und dritte Impfung? Warum wird den täglich Hunderten pandemiebedingten Todesfällen nicht mit Vorgaben und Kontrollen zur Impforganisation entgegengewirkt? Die Politik auf Bundes- und Landesebene hätte hier längst aktiv werden müssen. Vielleicht fehlte dafür die volle Transparenz über Impfzahlen. Zumindest ein Impfregister könnte künftig helfen. Es ist aber leider mit dem Scheitern der Impfpflicht auch untergegangen. Bei einem frühzeitigen erfolgreichen Gegensteuern hätten wir uns die Diskussion um eine Impfpflicht jedenfalls sparen können.

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