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Kommentar Divers, inklusiv, barrierefrei

Aus der Redaktion Autor: Cornelia Kolbeck

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Der neue Koalitionsvertrag sieht viele Verbesserungen zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen vor. Das ist auch bitter nötig. Ein Kommentar.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, ob manch älterer Patient vielleicht nur deshalb ins Altenheim umzieht, weil seine eigentlich schöne Wohnung nicht barrierefrei ist? Oder haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht, wie Sie selbst als plötzlich gehbehinderter oder erblindeter Bürger noch in Ihrem Zuhause wohnen, zur Praxis kommen oder Ihre Kinder versorgen können? Die Vorstellung, selbst betroffen zu sein, ist erschreckend, weil man ahnt, dass es zwar einige, aber bei Weitem nicht ausreichend Hilfen gibt.

13 Millionen beeinträchtigte Menschen in der Bundesrepublik sind betroffen von den Hürden des Alltags. Die Bundesregierung plant deshalb für die 20. Legislaturperiode viele Verbesserungen zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen. Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, ist zufrieden. Bei dem Thema Inklusion gehe es schließlich nicht um irgendetwas Nettes, sondern im Grunde um etwas Ur-Demokratisches. Demokratie brauche Inklusion. Und damit hat er vollkommen recht. So sieht es indirekt auch schon das Grundgesetz mit dem gleichen Recht für alle. 

Zwischen Theorie und Praxis klafft aber eben (noch) diese Lücke. Der Behindertenbeauftragte, der selbst erblindet ist, macht deutlich, wo es bei der Inklusion vieler Menschen mit Beeinträchtigungen derzeit hakt. Wenn man im öffentlichen Personenverkehr durch fehlende Einstiegshilfen behindert wird, dann kommt man auch nicht zur Arbeit oder zum Arzt. Dusel spricht auch von einem Qualitätsproblem mit dem Gesundheitssystem. Menschen mit Behinderung könnten ihr verbrieftes Recht auf freie Arztwahl nicht einlösen, weil die meisten Praxen nicht barrierefrei seien. Das betreffe sowohl den Zugang als auch die Webseiten von Fachärzten, Kliniken und Rehaeinrichtungen. 

Wie gesagt: Der neue Koalitionsvertrag sieht viele Verbesserungen vor. Geplant ist ein diverses, inklusives und barrierefreies Gesundheitswesen. Daumen hoch! Der Aktionsplan soll bis Ende 2022 stehen, dann geht’s an die Umsetzung. Haben Sie eigentlich schon eine barrierefreie Praxis – live und online?

Cornelia Kolbeck
Hauptstadtkorrespondentin

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