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Duo Infernale: Dr. Google & Amazon

Autor: Erich Kögler

Insider-Informationen zufolge will beispielsweise das riesige Online-Kaufhaus Amazon seinem Bauchladen die Shop-Apotheke einverleiben. Insider-Informationen zufolge will beispielsweise das riesige Online-Kaufhaus Amazon seinem Bauchladen die Shop-Apotheke einverleiben. © fotolia/akf
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Online-Apotheken auf dem Vormarsch – in unserer Meinungskolumne "Mit spitzer Feder".

Wird die gute alte Apotheke von nebenan bald gänzlich verschwunden sein? Werden Medikamente in nicht allzu ferner Zeit nur noch über das Internet oder auf anderen „anonymen“ Wegen vertrieben werden? Die Anzeichen dafür, dass sich diese Befürchtungen rasch bewahrheiten werden, mehren sich.

Insider-Informationen zufolge nämlich will beispielsweise das riesige Online-Kaufhaus Amazon seinem Bauchladen die Shop-Apotheke einverleiben. Und der niederländische Versender Doc Morris gibt dem Vernehmen nach seine Pläne für Arzneimittel-Abgabeautomaten trotz eines schwebenden Gerichtsverfahrens keineswegs auf. Das Ende dieser Entwicklung scheint damit indes keineswegs erreicht.

Dabei gibt es eine Vielzahl von Argumenten gegen ein allzu sorgloses Verhalten bei der Beschaffung von Arzneimitteln. Zwar unterliegen Online-Apotheken in Deutschland denselben strengen Gesetzen wie örtliche Apotheken, dennoch besteht das Risiko, an einen nicht zugelassenen Versandhandel zu geraten. Zu befürchten sind dann wertlose Produktfälschungen oder überlagerte Medikamente mit gefälschten Etiketten. Die Überprüfung der Zulassung ist gerade bei ausländischen Pharma-Händlern schwierig.

Zwar müssen auch Online-Apotheken eine Beratung anbieten. Diese wird meistens jedoch nur per Mail oder bestenfalls telefonisch durchgeführt. Vor allem bei erstmaligen, unklaren Beschwerden jedoch gibt es meiner Meinung nach kaum eine Alternative zum persönlichen Gespräch mit dem Apotheker.

Zudem ist der Online-Service mit einer Lieferzeit von zwei bis drei Tagen immer langsamer als der Bote der Apotheke vor Ort. Und verschreibungspflichtige Medikamente werden erst nach Entgegennahme der Original-Verschreibung abgeschickt. Damit gibt der Patient nicht nur das wertvolle Rezept aus der Hand, er muss auch lange auf sein Medikament warten.

Es naht der Tag, an dem Dr. Google Ihnen Rezeptblock und Stift wegnimmt

Darauf sollten Sie Ihre Rat suchenden Patienten unbedingt hinweisen. Denn wenn dieser verhängnisvolle Trend sich fortsetzt, wird sich der aus der Werbung bekannte Spruch, wonach man zu Risiken und Nebenwirkungen tunlichst den „Arzt oder Apotheker“ befragen sollte, schon bald überlebt haben. Und dann ist auch der Tag gewiss nicht mehr fern, an dem Dr. Google Ihnen Rezeptblock und Stift aus der Hand nimmt.

Erste Unkenrufe, die das nahe Ende der Hausarztpraxis prophezeien, sind bereits „online“. Möge man uns alle noch lange vor Ferndiagnosen mit virtuellem Handauflegen bewahren (um intelligente Konzepte von Telemedizin geht es hier nicht) – es lebe das bewährte Zusammenspiel zwischen gleichermaßen kompetenten Ärzten und Apothekern zum Wohle des Patienten!

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