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Praxiskolumne Durch Höhen und Tiefen des Kleinstadtpraxislebens

Autor: Dr. Frauke Gehring

Dr. Frauke Gehring verabschiedet sich von der Medical Tribune. Dr. Frauke Gehring verabschiedet sich von der Medical Tribune. © JJAVA – stock.adobe.com
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Es war absehbar, dass ich mal einen Punkt hinter meine letzte Kolumne setzen muss. Nun, da es so weit ist, ist es für mich selbstverständlich, dass ich das Feld für die jüngere Generation räume.

Zehn Jahre habe ich Sie, haben Sie mich durch die Höhen und Tiefen meines Kleinstadtpraxislebens begleitet. Ich habe versucht, den Humor auch in ernsten Situationen nicht zu verlieren, meinen PatientInnen eine Stimme zu geben, aber auch die Politik nicht unkommentiert zu lassen. Einen durchgehenden Stil hatte ich nicht. Ich bin, das wissen Sie, verliebt in die wörtliche Rede. Ich mag es, die Protagonisten auf diese Art vor meinem inneren Ohr erscheinen zu lassen! Aber es gab Themen, die mussten ohne diese auflockernden Zitate auskommen, weil sie zu ernst oder zu kompliziert dafür waren, und so wechselte der Stil meiner Beiträge munter hin und her. Ich bitte um Verzeihung, wenn Sie das irritiert hat.

Es liegt wohl in der Natur des Älterwerdens, dass man bedenklicher, weniger optimistisch und vielleicht auch ein bisschen griesgrämiger wird, und so habe ich auch an mir bemerkt, dass es mit meiner Munterkeit nicht immer so war, wie ich es gern gehabt hätte. Auch, wenn mein Kleiderschrank schon das eine oder andere Teil in Rentner-Beige enthält: Eine nörgelnde Alte will ich nie werden! Natürlich gibt es ohne Ende Anlässe zu meckern, und ja, ich habe diese Kolumne hin und wieder auch als Psychotherapie zur Aufarbeitung von Frustrationen benutzt. Aber es ist mir immer auch ein Bedürfnis, die schönen Seiten unseres wunderbaren Berufes zu sehen. 

Manchmal bekam ich eine Rückmeldung von Ihnen, und das war immer ein Anlass zur Freude. Wenn Sie sich für einen Artikel bedankt, meine Gedanken kommentiert oder mir einfach ein paar nette Worte geschenkt haben, wusste ich, dass mit meinen Geschichten nicht nur Fisch eingewickelt und der Altpapiercontainer gefüllt wurde, sondern dass sie tatsächlich gelesen und auch gemocht wurden. Darum ein herzliches Dankeschön für Ihre Mails und Briefe und gleichzeitig eine Bitte: Schreiben Sie hin und wieder denen, die bleiben! Gönnen Sie auch ihnen das Vergnügen, ein Echo auf ihre Gedanken zu bekommen. 

In diesem letzten Jahr meiner Praxistätigkeit sage ich manchmal: „Ich bin ein Auslaufmodell“, wenn jemand neu zu mir wechseln will, und empfehle stattdessen meine wunderbare Assistenzärztin und hoffentlich Nachfolgerin. 

Ich sage das ohne Melancholie, denn ich hatte zwar eine gute Zeit, aber bin etwas müde geworden. Neuerungen wie E-Rezept und Dokumentationsirrwitz stressen mich mehr als es mir lieb ist, und ich freue mich darauf, mehr Zeit mit meiner Familie und meinen Hobbys zu verbringen. Schon vor vielen Jahren habe ich meine Fernseharbeit beendet (da ist man ab 50 schon Auslaufmodell), und vor einigen Jahren meine Vortragstätigkeit, um den Stress zu minimieren. Jetzt werde ich also keine Kolumnen für die MT mehr schreiben, und auch das ist gut so. Neue AutorInnen bringen der MT neuen Wind und Ihnen neue Blickwinkel. 

Es war mir eine Ehre, so lange für Sie schreiben zu dürfen! Ich danke dem Redaktionsteam der MT für die immer gute Zusammenarbeit und langjährige Treue, und Ihnen, meine lieben Leserinnen und Leser, wünsche ich Kraft und Geduld in dieser komplizierten Zeit. Machen Sie es gut und bleiben Sie gesund!

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