Kommentar Ein Mann macht sich bekannt
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Das Jahr 2025 verlief für Prof. Dr. Hendrik Streeck ganz gut. Im Januar erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse für seine Leistungen in der HIV- und Coronaforschung bzw. für seinen Einsatz für die öffentliche Gesundheit. Bei der Bundestagswahl gewann er in Bonn als CDU-Kandidat das Direktmandat. Seit März ist er Bundestagsabgeordneter und seit Mai Drogenbeauftragter der Bundesregierung. Nun arbeitet der Virologe erkennbar daran, sich in der CDU als gesundheitspolitische Stimme zu etablieren.
Das holperte noch beim Thema Übertherapie am Lebensende. Denn Prof. Streeck verknüpfte seinen Talksendungsbeitrag über die Erfahrungen in der letzten Lebensphase seines Vaters mit der Finanzierungsfrage. Zwei Minenfelder, die deutsche Politikerinnen und Politiker lieber umgehen: Reglementierungen bei der Versorgung bestimmter – z. B. hochbetagter oder todgeweihter – Patientengruppen sowie die Effizienz teurer Therapien. Hier bestehen komplexe Gemengelagen und widerstreitende Interessen. Das Finden individueller Lösungen überlässt man am besten den Behandelnden, Kranken und Angehörigen und vertraut ansonsten auf die Kräfte des Marktes, der Selbstverwaltung und der Justiz.
Die Kritik am und Distanzierung vom Drogenbeauftragten waren damit absehbar. Zumal durchdachte Optionen fehlen und die Koalition bereits ausge- bis überlastet wirkt. Das Interessante an dem Vorgang liegt meines Erachtens aber weniger in der Sache selbst als in der erzielten Aufmerksamkeit. Medienpräsenz hat schon Gesundheitspolitiker wie Daniel Bahr (FDP), Jens Spahn (CDU) und Prof. Karl Lauterbach (SPD) auf den BMG-Chefsessel geführt. Auch Dr. Ursula von der Leyen (CDU) beherrschte das Spiel – und ist heute EU-Kommissionspräsidentin. Sabine Bätzing-Lichtenthäler, von 2005 bis 2009 Drogenbeauftragte der Bundesregierung, amtierte sechseinhalb Jahre als rheinland-pfälzische Sozialministerin; jetzt ist sie SPD-Landesvorsitzende. Herr Prof. Streeck, da geht was!