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Kommentar Ein natürlicher Feind der freien Wissenschaft

Aus der Redaktion Autor: Anouschka Wasner

© MT
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Weltweit verurteilen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Auch in Deutschland zieht man Konsequenzen. Ein Kommentar.

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen erklärte schon früh, dass Kooperationen mit staatlichen Institutionen und Wirtschaftsunternehmen in Russland eingefroren werden sollen, um keine Forschungsgelder mehr dorthin fließen zu lassen. Der Deutsche Akademische Austauschdienst und die Deutsche Forschungsgemeinschaft sowie Organisationen und Universitäten im ganzen Land zogen nach. Auch die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) rief ihre Mitglieder auf, ihre Projekte in der Russischen Föderation zu prüfen.

Doch nicht alle wissenschaftlichen Kooperationen wurden gestoppt. Manche Forschende sind verunsichert – was ist der richtige Weg? Sie erinnern daran, dass selbst in Zeiten des kalten Krieges auf friedliche Forschungskooperationen gesetzt wurde, vonseiten der Politik wie auch der Wissenschaft selbst. Man solle nutzen, dass Forschung und Wissenschaft wie Sport und Kultur in der Lage seien, Kommunikation zu fördern und Zugänge zu erhalten.

In Russland haben sich derweil mehrere tausend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler öffentlich und mit drastischen Worten gegen Putin und den Angriffskrieg positioniert. Die Liste der Unterzeichnenden wächst trotz Zensur – Anfang März hatten 7.500 wissenschaftlich Tätige unter großem persönlichem Risiko unterschrieben. Andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaflter haben Russland in aller Eile verlassen. Neben den politischen Verschärfungen und dem wirtschaftlichen Niedergang im Land fürchten sie Einschränkungen des freien Austauschs, die Isolation von der weltweiten Wissensgemeinschaft.

Putin steht für eine autoritäre und repressive Politik. Er führt nicht nur Krieg gegen die Ukraine, sondern auch gegen Teile der eigenen Gesellschaft. Gnadenlos unterdrückt er demokratische Protestbewegungen und emanzipatorische Strömungen. Dafür wird er von der globalen Rechten in all ihren menschenfeindlichen Ausprägungen gefeiert.

Ohne Freiheit sei die intellektuelle Leistungsfähigkeit von Wissenschaft nicht zu denken – so formuliert es Prof. Dr. Peter Strohschneider, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Dass sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler solidarisch mit den Angegriffenen zeigen, ist konsequent. Solidarität ist eine Waffe gegen Autokraten. Die von der Wissenschaft ergriffenen Maßnahmen richten sich gegen Organisationen, nicht gegen Personen – wo es Kontakte gibt, wird versucht, diese zu halten. Das ist gut. Die Menschen in Russland, die sich gegen den Krieg und für die offene Gesellschaft aussprechen, benötigen gleichermaßen dringlich Solidarität.

Anouschka Wasner
Redakteurin Gesundheitspolitik

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